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Überlebenswichtige Verhaltensregeln
Wer für längere Zeit in Japan lebt, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Erdbeben oder einen Taifun (tropischen Wirbelsturm) erleben. Diese Ereignisse sind aber weniger beängstigend, wenn man vorbereitet ist und die Verhaltensregeln kennt. Wenn diese von extremer Intensität und Stärke sind, dann wird auch von Naturkatastrophen geredet. Es ist daher wichtig, sich vorab mit den Gefahren auseinanderzusetzen und vorbereitet sein.
Prinzipiell ist in allen durch Naturgewalten hervorgerufenen Notsituationen Ruhe zu bewahren. Anweisungen von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Streitkräften ist strikt Folge zu leisten. Es ist ratsam, die Fluchtwege und Sicherheitszonen (Sammelpunkte, Evakuierungsareale und Notunterkünfte) vor Ort zu kennen. Infos hierzu gibt es auf der Internetseite der jeweiligen Gemeinde.
Erste Hilfe und Brandbekämpfung
Besonders nach starken Erdbeben können durch geplatzte Gasleitungen Brände entstehen. Diese stellen eine große Gefahr für die Überlebenden und Verschütteten dar. Wer einen kleineren Brandherd entdeckt, sollte rasch und beherzt handeln und einen Feuerlöscher (shōkaki) einsetzen. Wer Verletzte antrifft, der muss erste Hilfe leisten so gut er kann. Für beide Fälle sollte man in Gebäuden stets wissen, wo sich Feuerlöscher und Kästen mit Verbandszeug (kyūkyūbako) befinden.
Sammelpunkte
Sammelpunkte (shūketsushō) sind für den Fall z. B. eines Feuers oder Bebens Stellen, an denen sich Personen sammeln können, nachdem sie ein Gebäude verlassen mussten. Hier wird durch Verantwortliche auch die Vollzähligkeit der Anwesenden überprüft. Diese Verhaltensregel dient der Sicherheit aller Betroffenen.
Evakuierungsareale
Evakuierungsareale (hinan-bashō) sind festgelegte Bereiche im Freien, z. B. Parks, Schulhöfe, große Sport- oder Parkplätze usw., an denen eine größere Anzahl an Menschen für die erste Versorgung nach ernsten Zerstörungen Hilfe erhält und sich sicher aufhalten kann. In Küstengebieten kann dies auch höher liegendes Gelände sein, das vor Flutwellen schützt.
Notunterkünfte
Notunterkünfte (kinkyū-hinanjō) nehmen Menschen auf, die durch eine Katastrophe ihr Obdach verloren haben. Für gewöhnlich dienen Schulgebäude, Sport- oder Mehrzweckhallen als provisorische Unterkunft und Versorgungsstelle. Der japanische Zivilschutz, das Rote Kreuz und die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte stellen hier die Versorgung sicher.
Was tun bei Naturkatastrophen?
Was ist zu tun und welche Verhaltensregeln gelten, wenn es zu einer Naturkatastrophe gekommen ist. Je nach Art des Notfalls gibt es unterschiedliche Verhaltensweisen, die einzuhalten sind:
Verhaltensregeln bei Erdbeben (Vulkanausbrüche):
- Alle elektrische Geräte bei längerem Nichtgebrauch vom Stromnetz nehmen
- Beim Verlassen des Hauses/der Wohnung, die Gasversorgung abdrehen und den Strom abschalten.
- Schutz vor herabfallenden Teilen unter einem Türrahmen oder stabilen Tisch suchen.
- Während des Bebens nicht panisch das Haus/Gebäude verlassen, wegen herabfallende Trümmer.
- Entscheiden, ob das Haus/Gebäude verlassen werden muss und kann. Wenn ja, die Notfallausstattung (hinan-bukuro oder hijōmochidashi-bukuro) nehmen.
- Wenn es Verletzte gibt, dann sind diese zu versorgen und in Sicherheit zu bringen. Ist man hingegen selbst verletzt, dann gilt es sich zuerst selbst zu versorgen, sofern möglich.
- Falls möglich, nach dem Beben die eigene Botschaft in Japan kontaktieren und über den eigenen und den Zustand von mitgereisten Angehörigen informieren.
- Anweisungen autorisierten und geschulten Personals der Firma, Hotels, Bahnhofs oder anderen öffentlichen Einrichtung stets Folge leisten. Wer kein Japanisch versteht, folgt den anderen.
- Bahnen werden bei starken Erdbeben zur Sicherheit automatisch angehalten. Das Personal wird per Lautsprecher informieren und Anweisungen geben. Den Anweisungen folgen oder den anderen Passagieren.
- Keine abrupten Lenkbewegungen oder plötzliches Abbremsen des Autos bei Erdbeben, sondern kontrolliert am linken Fahrbahnrand zum Stehen kommen.
- Danach Radio einschalten, auf Informationen warten und umsichtig handeln.
- Vor Verlassen des Fahrzeugs, dieses so abstellen, dass es die Straße nicht für Einsatz- und Rettungsfahrzeuge versperrt.
- Ist das Stoppen unmöglich, bei Weiterfahrt jederzeit mit Fahrbahnschäden, Gebäudetrümmern und anderen Hindernissen auf der Straße rechnen.
Mehr über Erdbeben & Vulkane: Erdbeben in Japan & Vulkane in Japan
Verhaltensregeln bei Wirbelstürme (Taifune):
- Über TV und Radio wird mittels Emergency Warning System vor herannahenden Taifunen gewarnt. Das laufende Programm wird dann unterbrochen. Die Informationen geben Aufschluss über den Verlauf des Sturms.
- In den betroffenen Gebieten den Aufenthalt im Freien vermeiden. Extreme Windböen sind eine Gefahr für Leib und Leben (Teile von Gebäuden können durch die Luft fliegen, Bäume umstürzen oder dicke Äste abgerissen und herumgeschleudert werden).
- Starkregen kann zu Erdrutschen und Überschwemmungen führen.
- Beim Herannahen eines Taifuns können alternativ nicht betroffene Regionen aufgesucht werden. Hierzu meteorologische Vorhersagen nutzten.
Mehr über Taifune: Taifune in Japan
Verhaltensregeln bei Flutwellen (Tsunami):
- Über Nachrichten und öffentliche Durchsagen wird dazu aufgerufen, sich auf höherliegendes Terrain zurückzuziehen (designierte Sicherheitszonen, shitei anzen-chitai). Wie hoch, wird dabei auch angegeben. Polizei und Feuerwehr machen per Lautsprecher zusätzlich auf die drohende Gefahr aufmerksam.
- Die Evakuierung muss umgehend stattfinden, da Zeitangaben des Eintreffens einer Flutwelle nicht immer absolut zuverlässig sind.
- Ist man unterwegs oder am Arbeitsplatz, sollte man keinesfalls erst nach Hause gehen/fahren, sondern vom aktuellen Aufenthaltsort aus sofort evakuieren. Ist der Aufenthaltsort ein ausreichend hohes und massives Gebäude, reicht der Rückzug in höhere Etagen.
- Wichtige persönliche Dokumente (Ausweis, Reisepass o. ä.) und etwas Geld immer bei sich haben. Ansonsten diese für Notfälle in einer kleinen Box aufbewahren, die zuhause griffbereit ist.
- Weil mehr als eine Flutwelle mit Zeitabstand an Land auflaufen kann, muss eine offiziell Entwarnung abgewartet werden. Erst dann ist das Verlegen in tiefer liegende Bereiche an der Küste ratsam.
Mehr über tsunami: Tsunami in Japan
Was gehört in eine Notfallausstattung?
Bei Naturkatastrophen können temporär weite Teile der Infrastruktur ausfallen. Deshalb sollte man eine Notfallausstattung bereithalten. In Japan stellen Firmen Notfallausstattungen für die Mitarbeiter bereit. Auch in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden stehen solche “Grab-Kits” (Zugriff-Ausrüstung) bereit. Diese enthalten z. B. Schutzhelm, Arbeitshandschuhe, Schutzmaske (gegen Staub) und eine Art schwerentflammbaren Poncho u. s. w. Fertig zusammengestellte Pakete können in Kaufhäusern gekauft werden, i. d. R. für eine Person.
Man kann auch selbst eine Notfallausstattung zusammenstellen. Hierzu eignet sich je nach Personenanzahl ein Rucksack mit einem Packvolumen von 30-50 Litern. Inhalt: etwas Geld (auch Münzen), Ersatzkleidung/Wäsche, Waschzeug/Zahnbürste, Feuchttücher, Dynamo-Taschenlampe, kleiner Radioempfänger & Batterien, Campingmesser, Streichhölzer/Feuerzeug, ein paar Meter stabiles Seil, faltbare Plane, etwas Trinkwasser und haltbare Notverpflegung (z. B. Energieriegel, Konserven, Trockennahrung o. ä.), Schlafsack, Erste Hilfe Set, Arbeitshandschuhe, Staubschutzmaske, Rettungsdecke(n). Einige besorgen sich sogar Einweg-Toiletten (im Beutel).
Der Rucksack sollte zuhause stets griffbereit sein. Manche Japaner haben einen weiteren im Auto.
Japanische Begriffe und Schriftzeichen
Hijōmochidashi-bukuro 非常持出袋 (Sack mit einer Notfallausstattung)
Hinan-bashō 避難場所 (Evakuierungsareale)
Hinan-bukuro 避難袋 (Notfallausstattung)
Kinkyū-hinanjō 緊急避難所 (Notunterkünfte)
Kyūkyūbako 救急箱 (Erste Hilfe Kasten)
Shitei anzen-chitai 指定安全地帯 (designierte Sicherheitszonen)
Shōkaki 消火器 (Feuerlöscher)
Shūketsushō 集結所 (Sammelpunkte)