Fauna Japans

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Japans Tierwelt

Die Fauna Japans ist ebenso beachtlich wie die Flora. Bis zum Ende des Edo-Zeitalters (1603-1868) galt eine starke Reglementierung und Einschränkung der Jagd, sodass die Bestände an Wildtieren groß waren. Auch der Buddhismus, der das Töten empfindsamer Wesen ächtet, hatte dazu beigetragen.
In der Ära von Kaiser Meiji, ab 1868, wurden viele dieser Einschränkungen jedoch aufgehoben. Der Schutz der Umwelt wurde von da an Jahrzehnte lang zugunsten der rasanten Industrialisierung, Ausbeutung der wenigen Bodenschätze und des Wirtschaftswachstums Japans vernachlässigt. Vor allem die Aufhebung des Jagdverbots führte zur Ausrottung einiger endemischer Spezies, wie bspw. des japanischen Otters (Nihon-kawauso). Und vom japanischen Wolf (yamainu oder Nihon-ōkami) gibt es ebenfalls nur noch wenige Tiere in Zoos.
Allerdings existieren noch andere große Landsäugtiere in der freien Wildbahn. Einige davon sind zudem endemische Säugetiere. Andere Tierarten ähneln ihren Artverwandten auf dem asiatischen Kontinent oder gar denen in Europa.

Landsäugetiere

Zur wilden Fauna Japans zählen große und kleine Landsäugetiere. Die großen sind der Braunbär (hikuma, Abb. 1), der asiatische Schwarz- oder Kragenbär (tsuki no waguma) und Hirsche (shika, Abb. 2). Hingegen kleiner, aber dafür umso berühmter, sind die Rotgesichtsmakaken (saru oder mashira, Abb. 4). Denn die Makaken sind von der Tōhoku-Region im Norden bis auf die Satsunan-Inseln weit im Süden Japans anzutreffen. Das heißt auch, dass sie die geographisch am nördlichsten lebende Affenart der Welt sind. Zudem sind die Primaten recht clever und anpassungsfähig. Allerdings geraten sie ab und an mit Menschen in Konflikt, wenn sie bis in die Siedlungsgebiete vordringen.
Die nächsten auf der Liste sind dann die Wildschweine (inoshishi), Rotfüchse (akakitsune) und Marderhunde (tanuki, abb. 3).

Vögel

In Japan gibt es viele Vogelarten, wobei einige der Spezies zwar in Japan vorkommen, aber hier nicht ursprünglich endemisch sind. Zu den größten Vögeln gehören mandschurische oder Rotkappenkraniche (tsuru), Reiher (allg. sagi) und Adler (allg. washi; siehe Video). Während die Adler ortsansässig sind, waren die Kraniche bisher Zugvögel, die nur zum Überwintern aus Sibirien nach Hokkaidō kamen. Wegen der Klimaveränderung bleiben aber immer mehr dieser Vögel in Japan.
Ebenso wie die Adler sind der Kupferfasan (yamadori) und der grüne Fasan (kiji) typische und endemische Vögel Japans . Der grüne Fasan ist sogar Nationalvogel Japans. Tief im Süden, auf der Insel Okinawa, ist die Okinawa-Ralle (yanbaru-kuina) beheimatet und stellt eine genauso endemische Spezies dar. Der Ogasawara-Grünfink (Ogasawara-kawarahiwa), der als endemische Art auf den gleichnamigen Inseln lebt, ist zwar mit anderen Grünfinken verwandt, kommt aber nur in Japan vor.

Video: Adler im winterlichen Nemuro auf Hokkaidō. © JNTO (Japan Online Media Center, JOMC).

Reptilien und Amphibien

Ein weiterer Teil der Fauna Japans sind die Reptilien und Amphibien. Ca. 75% davon sind sogar endemisch. Daher unterscheiden sich auch manche Amphibien deutlich von ihren Artverwandten auf dem Kontinent. So bspw. der urtümliche japanische Riesensalamander (hanzaki), der etwas über 1,5 m lang und 20 kg schwer werden kann. Oder die großen und giftigen Bergkröten (kamagaeru oder hikigaeru, Abb. 5). Sie erreichen in den warm-feuchten Bergregionen, Mooren und Marschlandschaften 17 cm Körperlänge und mehr. Auch verschiedene Schlangenarten fühlen sich im Klima Japans wohl. Auf einigen der subtropischen Nansei-Inseln gibt es giftige Arten, wie die Grubenviper oder -otter (mamushi). Es kommt immer wieder vor, dass Menschen gebissen werden, was meist eine ärztliche Behandlung mit Gegengift erfordert.
Überdies sind in den Gewässern um Okinawa die Grünen Meeresschildkröten typische Vertreter der Amphibien in Japan (Abb. 6).

Insekten

Auch Insekten gehören zur Fauna des japanischen Archipels. Es gibt hier eine beachtliche Artenvielfalt. Dazu gehören z. B. die bei den Japanern sehr populären 25 Arten an Käfern (davon ein Viertel endemisch, verschiedene Libellen (Abb. 7), ca. 240 endemische Schmetterlingsarten (Abb. 8) und verschiedene Spinnen.
Der japanische Nashornkäfer (kabutomushi) bspw. ist sehr beliebt. Daher wird er meist von Kindern gefangen oder gezüchtet, um ihn gegen Artgenossen im Zweikampf antreten zu lassen. Das klingt zwar nach Tierquälerei, entspricht aber dem natürlichen Verhalten der großen Männchen. Die bringen es schließlich auf stattliche 4-8 cm Länge. In Japan glaubt man, dass die Krieger einst die Verzierung ihrer Helme den Hörnern des Käfers abschauten, wovon sein Name abgeleitet wurde.

Ein interessantes Insekt ist die Wespenspinne, kogane-gumo (Abb. 9). Denn sie fällt durch ihren gestreiften Hinterleib auf, der dem Muster von Wespen ähnelt. Die Weibchen werden um die 2,5 bis 3 cm (ohne Beine gemessen) groß. Während die Spinne für Menschen harmlos ist, sind hingegen die asiatischen oder japanischen Hornissen (ō-suzumebachi) nicht. Sie sind mit ca. 5,5 cm Körperlänge relative Riesen. Ein Hornissenstich ist zwar nur sehr schmerzhaft, jedoch könnten gleich mehrere davon bspw. bei Allergikern gefährlich sein. Vor allem Imker fürchten die räuberischen Hornissen, weil schon wenige Exemplare binnen Minuten ganze Bienenvölker vernichten können. Auch der giftige Tausendfüßler (mukade), ein bis zu 20 cm langes Tier, dessen Biss für Menschen zwar schmerzhaft, aber harmlos ist, gehört zur den bekannten und gefürchteten Insekten. Somit hat die Fauna Japans auch ihre Tücken.

Japanische Insekten –Wespenspinne
Abb. 9: Eine Japanische Wespenspinne baut ihr Netz. Von juergenrichterich auf Pixabay, Public Domain.

Fauna des Meeres

Die Gewässer um Japans Inseln sind reich an tierischem Leben. Beispielsweise sind Wale hier heimisch. Einst jagten die Küstenbewohner und die Ainu Japans Meeressäuger, was aber die Bestände nie bedrohte. Erst die kommerzielle Jagd änderte dies. Daher beschloss man 1986 ein Moratorium der kommerziellen Jagd. Allerdings nutzte Japan bisher eine Lücke im Regelwerk, dass die Jagd zu Forschungszwecken erlaubt. Aber Buckel- (Abb. 4) und Pottwale, die der Ausrottung nahe waren, werden auch jetzt nicht bejagt, sodass sie in den südlichen Gewässern Japans wieder heimisch sind. Ebenso die kleineren Verwandten der Großwale. Tümmler bzw. Delfine leben ebenfalls hier. Vor allem große Tümmler werden in der Präfektur Wakayama traditionell bis heute bejagt, was international wegen der Jagdmethoden heftig kritisiert wird.
Kleinere Meeressäuger sind Robben (gomafu-azarashi) die entlang der ganzen Küste Japans leben.

Zu den Meeressäugern in Japan zählen Buckelwale
Abb. 10: Ein Buckelwal springt in Rückenlage aus dem Wasser. Von Pexel auf Pixabay, Public Domain.

Bizarre Meerestiere

Die Fauna des Meeres hat auch recht bizarr anmutende Geschöpfe hervorgebracht. In den Tiefen der Meere um Japan lebt beispielsweise eine Art von Kalmaren, die fleigen können. Zwar gab es schon länger Berichte angeblicher Augenzeugen, doch erst im Februar 2013 wurde das Geheimnis von japanischen Forschern gelüftet. 600 km östlich von Tōkyō wurde ein Schwarm dieser Tiere im Pazifik beobachtet, die bei Gefahr auftauchen und mit hohem Druck Wasser ausstoßen und dabei ihre Flossen aufspannen. Damit können sie knapp über der Wasseroberfläche mit 11,2 m/sek. 30 m weit fliegen.

Riesen des Meeres

Außer den bizarren fliegenden Kalmaren, erscheinen die Riesekalmare fast wie Monster aus einem Horrorfilm. immerhin bringt er es auf eine Länge von bis zu 15 m, wenn man die längsten Tentakel mitzählt. Der dai-ōika genannte Riese lebt ebenfalls in den Gewässern um Südjapan. Dort wurde er bisher aber nur zufällig in Fischereinetzen gefangen. Denn an sich lebt diese Spezies in der Tiefsee, weshalb man wenig über sie weiß. Erst kürzlich haben japanische Forscher erstmals ein Exemplar in seiner natürlichen Umgebung beobachten können. Dazu mussten sie allerdings mit einem Forschungs-U-Boot abtauchen.
Ein weiterer Meeresgigant ist die japanische Riesenkrabbe (Abb. 11). Immerhin hat sie mit ausgestreckten Beinen einen Durchmesser von bis zu 3,7 m.

Abbildung einer japanischen Riesenkrabbe
Abb. 11: Japanische Riesenkrabbe im Aquarium in Ōsaka. © nippon-info.de, 2024.

Japanische Begriffe und Schriftzeichen

Akakitsune 赤狐 (Rotfuchs)

Dai-ōika 大王烏賊 (Riesenkalmar)

Gomafu-azarashi 胡麻斑海豹 (gefleckte Robbe)

Hanzaki 半割 (jap. Riesensalamander)
Hikigaeru 蟇 (Bergkröte)
Hikuma 羆 (Braunbär)

Inoshishi 猪 (Wildschwein)

Kamagaeru 蟇 (Bergkröte)
Kabutomushi 甲虫 (jap. Nashornkäfer)
Kiji 雉 (grüne Fasan)
Kogane-gumo 黄金蜘蛛 (jap. Wespenspinne)

Mamushi 蝮 (jap. Grubenviper/-otter)
Mashira 猿 (Rotgesichtsmakake)
Mukade 百足 (Tausendfüßler)

Nihon-kawauso 日本川獺 (jap. Otter)
Nihon-ōkami 日本狼 (jap. Wolf)

Ogasawara-kawarahiwa 小笠原河原鶸 (Ogasawara-Grünfink)
Ō-suzumebachi 大雀蜂 (asi./jap. Hornisse)

Sagi 鷺 (Reiher)
Saru 猿 (Rotgesichtsmakake)
Shika 鹿 (Hirsch)

Takaashi-gani 高足蟹 (jap. Riesenkrabbe)
Tsuki no waguma 月の輪熊 (asi. Schwarz- oder Kragenbär)
Tsuru 鶴 (Rotkappenkranich)

Washi 鷲 (Adler)

Yanbaru-kuina 山原水鶏 (Okinawa-Ralle)
Yamadori 山鳥 (Kupferfasan)
Yamainu 山犬 (jap. Wolf)