Linienbusse

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Linienbusse & Service

In Japan verkehren unterschiedliche Arten von Linienbussen. Zwar unterscheiden sie sich nur geringfügig in ihrer Innenausstattung, dafür aber in der Fahrzeuggröße und der Antriebsart. Denn es gibt neben den herkömmlich angetriebenen auch noch Hybrid- und Oberleitungsbusse. Letztere fahren elektrisch mit einer Oberleitung wie Straßenbahnen.
Der Service ist recht gut. Weil schließlich sind viele Pendler auf Busse angewiesen, um zur nächsten S- oder U-Bahnstation zu gelangen. Viele Vorgänge, wie beispielsweise das Zahlen des Fahrgelds oder das Ansagen von Stationen, sind automatisiert. Die Fahrer werden meist nur in Notfällen angesprochen oder wenn es sonstige Probleme gibt.

Standardlinienbusse

Die Standardlinienbusse sind westlichen Gegenstücken sehr ähnlich (Abb. 1). Nur ist hier recht streng geregelt, wo z. B. ein- und ausgestiegen wird. Wenn man in einen Linienbus eingestiegen ist, dann gebietet die (japanische) Höflichkeit sich möglichst ganz nach hinten zu begeben. Hierdurch wird Platz für nachrückende Fahrgäste geschaffen. Ob der Einstieg bzw. Ausstieg vorne oder hinten ist, kann unterschiedlich sein, wird aber gewöhnlich angezeigt. Ebenso, ob es Niederflurbusse sind, in die beispielsweise Rollstuhlfahrer leicht einsteigen und mitfahren können (Abb. 2).

Städtischer Standardlinienbus in Japan
Abb. 1: Ein städtischer Standardlinienbus in Japan.

Spezielle Linienbusse

Im städtischen Umfeld sieht man auch mal spezielle Linienbusse verkehren. Dabei handelt es sich um deutlich kleinere oder kürzere Fahrzeuge, die entsprechend weniger Fahrgäste befördern. Diese werden oft in den Bezirken oder Bereichen einer Stadt eingesetzt, wo z. B. die Straßen recht eng sind oder das Fahrgastaufkommen geringer ist. Weil beide Aspekte gerade in ländlichen Kommunen vorherrschen, sind vor allem dort solche Busse öfter unterwegs. In diesem Fall (Abb. 4) ist das Fahrzeug insbesondere für Behinderte geeignet.

Japanischer Speziallinienbus
Abb. 2: Spezieller kurzer Linienbus für engere Straßen und geringere Auslastung in Japan.

Fahrgeld in Bussen zahlen

In Bussen kann es je nach Betreiber der Linie unterschiedliche Methoden geben, um das Fahrgeld zu bezahlen. Ebenso kann es Unterschiede geben, wo eingestiegen wird (hinten oder vorne), was auch mit der Zahlung zu tun hat. Daher zwei Beispiele für verschiedene Szenarien.

Beispiel 1

Der Einstieg am Bus ist mit iriguchi 入口 gekennzeichnet und befindet sich hinten. Der Fahrgast steigt ein und kommt an einer Konsole vorbei, an der er ein nummeriertes Ticket zieht. Dies ist kein Fahrschein, sondern dient beim aussteigen der Ermittlung des zu zahlenden Fahrpreises. Der Ausstieg, deguchi 出口, befindet sich in diesem Fall vorne beim Fahrer. Dort wird das Fahrgeld in bar an einem Automaten entrichtet, direkt neben dem Fahrersitz. Darüber zeigt eine digitale Tafel entsprechend der Nummer auf dem Ticket den Fahrpreis an. Dann wird das Münzgeld passend in den entsprechenden Schlitz eingeworfen, weil es kein Rückgeld gibt (Abb. 3).

Inneres eines japanischen Linienbusses
Abb. 3: Innenausstattung eines japanischen Linienbusses.

Beispiel 2

Der Einstieg am Bus ist wieder mit iriguchi 入口 gekennzeichnet, befindet sich aber nun vorne. Wenn der Fahrgast einsteigt, dann kommt er beim Fahrer an einer Konsole vorbei, an der er direkt das Fahrgeld entrichten muss. Dass ist dann der Fall, wenn es für diese Linie einen festgesetzten Preis gibt, unabhängig von der zurückgelegten Strecke (so z. B. bei den Linienbussen der Toei Gesellschaft in Tōkyō). Der Ausstieg, deguchi 出口, befindet sich in diesem Fall hinten. Der Fahrpreis kann entweder passend in Münzen oder mit einem 1.000 Yen-Shein gezahlt werden. Das Münzgeld wird in den entsprechenden Schlitz eingeworfen. Für Geldscheine gibt es einen automatischen Einzug. Hier wird Rückgeld in einer Schale unterhalb des Einzugs ausgegeben.

Alternativen zu Barzahlungen

Inzwischen hat sich in Japan der Gebrauch von sogenannten IC Karten als Fahrschein- bzw. Bargeldersatz durchgesetzt. Obwohl es regional verschiedene Verkehrsunternehmen und Herausgeber dieser Karten gibt, ist deren Einsatz seit einigen Jahren überregional möglich. So gilt dies beispielsweise mit wenigen Ausnahmen für alle Verkehrsmittel des ÖPNV einschließlich Linienbusse in den Städten (mehr zu IC Karten).
Darüber hinaus gibt es natürlich noch die Möglichkeit Tagespässe für die Nutzung von städtischen Linienbussen zu kaufen. Wer z. B. in einer Stadt einen ganzen Tag vor allem mit Bussen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten unterwegs sein wird, für den lohnen sich diese Pässe. Denn sie sind i. d. R. günstiger als die Einzelfahrten in Summe.
Die Tagespässe gibt es an den Touristeninformationen oder an Schaltern großer Busbahnhöfe und teils auch bei den Fahrern.

IC Karten

Wer mit einer IC Karte einen Bus besteigt muss beim Einstieg seine Karte an die dafür vorgesehene Scanner-Fläche halten. Weil so speichert das Gerät auf der Karte die Information ab, wo der Fahrgast eingestiegen ist. Wenn die Zielhaltestelle erricht wurde und ausgestiegen wird, dann wird wiederholt am Ausstieg die Karte an den Scanner dort gehalten. Nun wird elektronisch das Guthaben auf der Karte um den Fahrpreis reduziert.

Tagespässe

Wer einen Tagespass für Busse gekauft hat, muss diesen lediglich beim Einsteigen oder Aussteigen (abhängig davon, wo der Einstieg ist, vorne oder hinten) jedenfalls nur dem Fahrer kurz zeigen.

Für Besucher Kyōtos

Presseberichten zufolge, wird die altehrwürdige Kaiserstadt Kyōto für ihre städtischen Linienbusse den Direkt- und Vorverkauf des günstigen “One-Day Bus Pass” Ende September 2023 einstellen. Denn das Aufkommen an Touristen, die Linienbusse für Fahrten zu den Sehenswürdigkeiten nutzten, war zuletzt so hoch gewesen, dass Bürger sich anfingen darüber zu beschweren. Die Stadtverwaltung hat mit dieser Maßnahme nun auf diese Beschwerden reagiert. Man hofft, dass die Touristen auf die U-Bahnen umsatteln[1].

Haltewunsch

In japanischen Linienbussen wird die jeweils nächste Station auf der Route über Lautsprecher und automatisch angesagt. Und wie bei weltweit vielen Bussen üblich, wird auch in Japan der Wunsch eines Fahrgasts auszusteigen per Tastendruck signalisiert (Abb. 4). Hierbei sollte die Taste betätigt werden, wenn die gewünschte Station als nächste angesagt wurde.

Stopptaste in einen japanischem Linienbus
Abb. 4: Stopptaste in einem Linienbus.

Haltestellen

Bushaltestellen sind in Städten durch Beschilderung als solche ausgewiesen (eng. Bus Stop, Abb. 4). Die meisten Haltestellen haben keine Sitzgelegenheiten wie Bänke, weil für gewöhnlich eine dichte Taktung an Bussen auf wichtigen Linien herrscht. Längere Wartezeiten sind also eher selten.
An der Haltestelle gilt es immer der Reihe nach einzusteigen, nach der die Leute anstehen. Es wird nicht gedrängelt! Sollte es zum seltenen Fall kommen, dass z. B. während der Stoßzeiten ein Linienbus zu voll ist, dann wartete man auf den nächsten. Dieser kommt meist in wenigen Minuten.

Bushaltestelle in Tōkyō
Abb. 5: Eine der zahlreichen Bushaltestellen in Tōkyō.

Quellen

[1] Japan Today: Kyoto to abolish one-day bus passes to combat tourism overcrowding; 02.04.2023.

Bildquellen

Abb. 1 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: Johnny_px, 05.11.2022. Public Domain (PD).

Abb. 2 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: Johnny_px, 16.11.2022. Public Domain (PD).

Abb. 3 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: Johnny_px, 26.02.2022. Public Domain (PD). 

Abb. 4 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: Johnny_px, 27.02.2022. Public Domain (PD).

Abb. 5 Mit freundlicher Genehmigung © Surender Prakash, Tōkyō (für nippon-info.de, 2023).