Straßenbahnen

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Kurze Geschichte der Tram

Seitdem die erste importierte elektrische Tram 1895 in der Kaiserstadt Kyōto führ, waren Straßenbahnen ein wichtiges, urbanes Verkehrsmittel. Kein Wunder, dass es im Japanischen gleich mehrere Bezeichnungen für Straßenbahnen gibt. Beispielsweise romen-densha 路面電車 (auf der Straße fahrende, elektrische Bahn), shiden 市電 (elektrische Stadtbahn) oder chinchin-densha チンチン電車 (elektrische Bimmelbahn). Letztere ist eine etwas kindische, aber dennoch liebevolle Bezeichnung. Die erste importierte elektrische Tram fuhr in Japan 1895 in der Kaiserstadt Kyōto.
In Japans Großstädten sind dann mit der zunehmenden Elektrifizierung des Landes Anfang des 20. Jh. weitere elektrische Straßenbahnen entstanden. Bis zum Zweiten Weltkrieg hielten sich diese, obwohl sie zunehmend Konkurrenz durch die ersten S- und U-Bahnen bekamen. Schließlich kamen noch Busse und Taxis hinzu. Weil japanische Städte ab 1945 einen schnellen Bevölkerungszuwachs erfuhren, war der lokale Personentransport nur mit S- und U-Bahnen zu bewältigen. Allerdings gibt es auch heute noch Städte in Japan, die aus topografischen, städtebaulichen oder Kostengründen bei Straßenbahnen blieben. Wenngleich auch hier zusätzliche Verkehrsmittel den ÖPNV erweitert haben.

Straßenbahnen in Sapporo
Abb. 1: Alte und moderne Straßenbahnwagen an einer Haltestelle in Sapporo.

Neue Straßenbahnen

Wirklich neue Straßenbahnlinien sind also eine seltene Sache, weil sie in Großstädten U- und S-Bahnen Platz machen mussten. Dennoch ist nun nach 75 Jahren erstmals in Japan eine neue Tramlinie eingeweiht worden. Und zwar in Utsunomiya, der Hauptstadt der Präfektur Tochigi. Im nördlichen Teil der Stadt rollen modernste Tramwagen auf ganz neu eingerichteten Schienen. Vor allem wird die neue Straßenbahn von den älteren Bürgern sehr gut angenommen. Besonders wegen des für Senioren und Behinderte leichten Zugangs in die vibrationsarmen Niederflurwagen. Zudem fahren die Straßenbahnen mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen[1]. Ebenso scheinen Kinder ihren Spaß an Fahrten mit der Tram zu haben. Immerhin sieht man viele Interessante Dinge durch die großen Fenster, während man auf bequemen Sitzen sitzt.

Nutzung von Straßenbahnen

In einigen Städten, in denen es noch Straßenbahnlinien gibt, sind sie eine durchaus empfehlenswerte Methode der Fortbewegung. Immerhin bieten sie auch eine Eindruck von bestimmten Stadtteilen, weil man aus der Tram mehr sieht als aus einer U-Bahn. Während in einigen Städten die Linien relativ kurz sind (nur wenige Kilometer), erreicht man jedoch i. d. R. damit gut die Randgebiete oder touristisch attraktive Bereiche. Zudem bieten einige Betreiber von Tram-Bahnen sehr günstige Pauschalfahrpreise an. Also unabhängig von der zurückgelegten Entfernung.
Ihr einziger Nachteil ist, dass sie sich die Straßen mit den Pkws teilen müssen, sofern die Schienen nicht auf gesonderten Spuren verlaufen. Dadurch kann es auch zu Verkehrsbedingten Störungen kommen.

Straßenbahn in Hiroshima
Abb. 2: Straßenbahn in Hiroshima.

Fahrscheine & IC Karten

Auch bei den Straßenbahnen hat sich in Japan der Einsatz von IC Karten (elektronischen prepaid Karten) als Fahrscheinersatz durchgesetzt. Wer aber keine hat, muss sich deshalb keine Sorgen machen.
Bei den Einstiegstüren einer Tram (auf die Beschilderung Entrance 入口 oder Exit 出口 achten) befinden sich Automaten, an denen man ein Ticket zieht. Auf diesem steht z. B. eine Nummer, die für die Haltestelle steht, an der man eingestiegen ist. Erst beim aussteigen zahlt man. Und zwar der Betrag, den bei der Ausstiegstür ein Display unter der selben Nummer des Tickets anzeigt. Diesen zahlt man ebenfalls in einen Automaten ein. Allerdings sollte man hier passend zahlen, weil diese Automaten kein Wechselgeld ausgeben. Mit einer IC Karte hingegen, bucht das elektronische System nur den fälligen Betrag beim aussteigen ab, indem man die Karte an den blau leuchtenden Scanner hält. Allerdings muss die Karte schon beim einsteigen an einen Scanner gehalten werden, sodass der den Startpunkt als elektronische Info auf der Karte speichert.
Es kann zwar auch andere Bezahlsysteme in den Straßenbahnen geben, die aber i. d. R. doch einfach zu bedienen sind. Hinweise hierzu gibt es meist auf den Webseiten (siehe unten).

Monorails

Dann gibt es noch die Monorails. Sozusagen die Trams der anderen Art, weil sie Schwebe- oder Einschienenbahnen sind. Die Monorails (Abb. 3) werden auf Japanische als monorēru モノレール oder tanki-tetsudō 単軌鉄道 bezeichnet.
Sie entstanden in den frühen 1950er und ’60er Jahren. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt längst S- und U-Bahnen in Japan gab, bedienten Monorails insbesondere kurze und abgelegene Strecken. Inzwischen sind die meisten davon aber wieder eingestellt worden, sodass sich nur wenige aus späteren Jahren als Sonderlinien gehalten haben. Monorails sind daher eher selten und bedienen weiterhin im Vergleich zu S- und U-Bahnen kurze Strecken. So hat beispielsweise Ōsaka mit 23,8 km die längste Monorail Japans[2]. Die Einschienenbahnen gibt es noch in Tōkyō (Haneda– u. Tama-Linie), Chiba, Kita-Kyūshū, Kamakura (Shōnan-Linie) und Naha (auf Okinawa).

Monorail bei Tōkyōs Haneda-Flughafen
Abb. 3: Monorail-Zubringer zu Tōkyōs Haneda-Flughafen.

Noch Fragen?

Folgend noch eine Liste der japanischen Städte, in denen Straßenbahnen betrieben werden. Die Angaben in Klammern bezeichnen das Einsatzgebiet der Linien. Und über die Links gibt es Antworten auf Fragen zu den Strecken, Stationen, Betriebszeiten und Fahrpreisen.

Quellen

[1] ファイナンシャルプランナー (Financial Field): 彼氏が潔癖でカップ麺に「ミネラルウォーター」を使います。将来を考えるとお金がかかりそうで不安なのですが、金銭的にどれだけ「損」なのでしょうか…?27.08.2023.

[2] Demery, Leroy W. Jr.: Monorails In Japan: An Overview. Publictransit US, Special Report No. 9, Vallejo, California/USA 2005. (abgerufen 27.03.2023)

Bildquellen

Abb. 1 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: May_hokkaido, 11.03.2020. Public Domain (PD).

Abb. 2 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: djedj, 29.09.2020. Public Domain (PD).

Abb. 3 Bildquelle: en.wikipedia.org; Bildautor: MaedaAkihiko, 16.01.2021, Creative Commons (CC BY-SA 4.0). (abgerufen 27.03.2023)