Bevölkerung Japans

Die Bevölkerung Japans

Kein Staat und keine Nation ohne Volk! Mit anderen Worten, erst die Bevölkerung macht den Staat oder die Nation. Schwierig ist hierbei die Tatsache, dass viele Staaten und Nationen kein homogenes Staatsvolk aufweisen. Japan ist da keine Ausnahme. Wer zählt also zum japanischen Volk?
Japan hat z. B. eine Gesamtbevölkerung von 125,19 Mio. Menschen. Aber nur 122,78 Mio. sind amtlichen Angaben zufolge tatsächlich Japaner[1]. Das heißt, es gibt 2,41 Mio. Menschen, die nur Einwohner Japans sind. Folglich sind sie weder ethnisch Japaner noch Staatsbürger Japans. Das trifft auf viele Ausländer zu, die dort leben und arbeiten.

Ethnische Minderheiten

Hingegen gibt es Minderheiten, die zwar ethnisch gesehen keine Japaner sind, aber per Gesetz zur japanischen Bevölkerung zählen. Dazu gehören z. B. die Ainu (24.000 in Japan) und Ryūkyū-Insulaner (1,46 Mio.)[2a]. Obwohl sie eigenständige Volksstämme sind, sehen Behörden sie als dem japanischen Volk zugehörig an. Deswegen werden sie offiziell als Japaner betrachtet.
Dann gibt es noch Chinesen und Koreaner. Viele der Vorfahren dieser zwei Volksgruppen sind ab 1868 freiwillig sowie unfreiwillig nach Japan gekommen. Z. B. als ihre Heimatländer von Japan besetzt waren. Jedoch sind inzwischen manche der 3. oder 4. Generation assimiliert, indem sie die japanische Staatsbürgerschaft und japanische Namen annahm. Letzteres fordert das Einbürgerungsgesetz Japans. Einige Chinesen oder Koreaner beugen sich dieser Regelung, um bspw. weniger Probleme bei der Arbeitssuche zu haben.

Ethnische/nationale ZugehörigkeitAnzahl Personen
Chinesen[2b]> 922.000 gesamt, davon:
VR-China 716.606*, Taiwan 51.101*
Koreaner[2c]1,6 Mio. gesamt, davon:
Südkorea 409.855**, Nordkorea 26.792**
Vietnamesen[2d]432.934 gesamt (keine Angaben zu jap. Staatsbürgerschaften)
Tabelle: Die 4 größten ethnische Minderheiten in Japan.
* Chinesen u. Taiwanesen, die keine jap. Staatsbürgerschaft besitzen[2c].
** Süd- u. Nordkoreaner, die keine jap. Staatsbürgerschaft besitzen.

Immigration nach Japan

Japan ist kein typisches Einwanderungsland für Nicht-Japaner. Das hat mit der Mentalität einerseits sowie der Sprache und Kultur der Bevölkerung Japans andererseits zu tun. Daher sind es vor allem Koreaner, Chinesen und Vietnamese, die nach Japan kommen. Sie fallen gewöhnlich rein optisch/physiognomisch weniger auf. Aber vor allem passen sich sich recht schnell an die Gepflogenheiten in Japan an. Chinesen und Koreaner erlernen die japanische Sprache meist recht schnell. Koreanisch und Japanisch sind z. B. miteinander verwandte Sprachen. Hingegen haben Chinesen es leicht, weil man in Japan bis heute chinesische Schriftzeichen verwendet.
Zudem bilden Phlippinos und Thailänder größere Gruppe an Einwanderern. Sie finden bisher vor allem in den Pflegeberufen und der Landwirtschaft Anstellung, weil dafür in Japan zu wenig Arbeitskräfte zu finden sind.

Emigration von Japanern

Hingegen gibt es Japaner, die im späten 19. Jh. erstmals staatlich organisiert und in größerer Zahl ins Ausland auswanderten. Die Gründe hierfür waren unterschiedlich.

Emigration vor 1945

Zwischen 1635 und 1866 untersagte die Regierung jede Emigration (Auswanderung). Erst in den 1880ern, während sich die Wirtschaftslage verschlechterte, ermutigte die Regierung vor allem die verarmte Bevölkerung Japans auf dem Land zur Emigration.
Schließlich wanderten größere Gruppen von ihnen in Wellen zwischen 1880 und 1941 aus. So z. B. nach Argentinien, Australien, Brasilien, Guam, Hong Kong, Indien, Indonesien, Kanada, Korea, Macau, Malaysien, in die Mandschurei (China), nach Mexiko, Neukaledonien (franz. Inseln im Südpazifik), Neuseeland, Peru, auf die Philippinen, nach Singapur, in die Sowjetunion und die USA. Allerdings zog es die meisten nach Brasilien (188.985), in die USA (338.459), auf die Philippinen und Guam (53.115), nach Kanada (35.777) und Peru (33.070) aus. Allein in der Mandschurei siedelten sich zwischen 1932 und 1945 insgesamt ca. 270.000 Japaner an[3].

Ankunft japanischer Emigranten in Brasilien 1937/'38
Abb.: Ankunft japanischer Emigranten im brasilianischen Hafen von Santos 1937/’38.

Schließlich schwand aber mit dem wachsenden Imperialismus Japans, spätestens ab 1910, die Bereitschaft vieler Länder, weiterhin japanische Immigranten (Einwanderer) aufzunehmen. Besonders dann, wenn die außenpolitischen Ziele dieser Länder im pazifischen Raum durch Japan bedroht schienen. Folglich wurden die Einwanderungsbedingungen für die USA (damit auch die Philippinen) und Kanada verschärft.
Viele Auswanderer schufen sich fleißig neue Existenzen und wurden Staatsbrüger z. B. der USA. Aber mit Beginn des Pazifikkriegs 1941, wurden sie interniert. Weil sie als „feindliche Ausländer“ galten. Das Ende des Zweiten Weltkriegs wurde zur Katastrophe für japanische Emigranten in Ost- und Südostasien. Denn sie wurden aus den zuvor von Japan besetzten Gebieten vertrieben und zurück ins zerbombte Japan deportiert.

Emigration nach 1945

Die zwei größten Gruppen von Japanern außerhalb der Grenzen Japans leben heute vor allem in Brasilien (ca. 2 Mio.2018) und den USA (ca. 1,39 Mio.2015). Ein Teil von ihnen sind sogenannte nikkei-jin. Das sind Personen japanischer Abstammung, aber mit fremder Staatsbürgerschaft. Also gehören sie ethnisch zum japanischen Volk. Somit bilden ethnische Japaner, die auch Bürger des japanischen Staates sind, den Rest. Diese sind meist nur wegen ihrer Ausbildung oder Arbeit befristet im Ausland. Folglich beläuft sich die tatsächliche Zahl der zur japanischen Ethnie zählenden Menschen auf ca. 127,37 Mio. weltweit[4].

Quellen

[1]   政府統計の総合窓口(e-Stat): 第1表年齢(各歳)、男女別人口及び人口性比-総人口、日本人人口(2021年10月1日現在).
Allgemeine Kontaktstelle für staatliche Statistiken (e-Stat): Tabelle 1, Bevölkerung nach Alter (in verschiedenen Altersgruppen), Geschlecht – und Geschlechterverhältnis – Gesamtbevölkerung, japanische Bevölkerung (Stand: 1. Oktober 2021). (17.05.2022).

[2a] Poisson Aoki, Barbara: The Ainu of Japan. Times Edition, Lerner Publications, Minneapolis 2002, S. 5. (15.07.2022).
Minority Rights Group International: World Directory of Minorities and Indigenous Peoples → Japan. London 2022. (15.07.2022).
沖縄県の推計人口:沖縄県推計人口について、2022年6月1日現在推計。Geschätzte Bevölkerung der Präfektur Okinawa: Schätzungen der Bevölkerung der Präfektur Okinawa zum 1. Juni 2022. (15.07.2022).

[2b] 中文导报:在日华人统计人口达92万创历史新高。Chinese Herold: Die statistische Zahl der Chinesen in Japan hat mit 920.000 einen Rekordwert erreicht, (15.07.2022).
エキサイトニュース:在日中国人、過去最多の92万人に  中国ネット「口では反日と言っておきながら・・・」 (2018年1月18日) Excite News: Rekordzahl von 920.000 Chinesen in Japan Chinesisches Internet: “Wenn man mit dem Mund antijapanisch spricht…”. (18.01.2018).

[2c, d] 出入国在留管理庁:令和3年末現在における在留外国人数について。Agentur für Zuwanderung und Aufenthaltsmanagement: Zahl der ausländischen Einwohner Ende 2021. (15.07.2022)

[3]   Kodansha: Japan – An Illustrated Encyclopedia, Vol. 1Emigration. Kodansha Publishing, 1993, S. 334f.

[4]   Wikipedia: Japanese diaspora – Nikkei-jin. Wikipedia, 2017. (17.05.2022).
The Association of Nikkei & Japanese Abroad (海外日系人協会): History of the Association. (18.05.2022).

Bildquellen

Abb. (Japanische Emigranten) Bildquelle: wikimedia commons; Bildautor: unbekannt, 1937/’38. (C0) Public Domain.