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Regierung der Krieger
Das Kamakura-Zeitalter, auf japanisch Kamakura-jidai (1185–1333), steht für die endgültige Machtergreifung der Krieger und das Ende kaiserlicher Regentschaft.
Aufgrund des recht schnellen Aufstiegs der Taira, unter ihrem Oberhaupt Kiyomori, wurden diese bald vom Hof, anderen Adeligen, sogar Anhängern und einigen Verwandten, angefeindet. Schließlich regte sich Widerstand, als Kiyomori seinen Schwiegersohn, Kaiser Takakura, (amt. 1168–1180) zwang abzudanken. Obwohl die rechtmäßige Thronfolge dessen Bruder vorgesehen hätte, brachte dementgegen Kiyomori seinen eigenen, zweijährigen Enkel Antoku im Jahre 1180 als Kindkaiser auf den Thron. Darauf ersuchte der Hof um Hilfe bei den Minamoto.
Nachdem diese im Jahre 1185 die Taira besiegten, füllten sie das hinterlassene Machtvakuum. Der inzwischen amtierende Kaiser Go-Toba verlieh dem Anführer der Minamoto, Yoritomo (Abb. 1), im Jahre 1192 den Titel des shōgun. Im Grunde genommen nicht ganz freiwillig, sondern nur, weil die Minamoto mit all ihren Gefolgsleuten die größte militärisch Macht darstellten.
Macht durch Kontrolle
Mit der neuen Stellung Yoritomos ging auch die Aufgabe des Schutzes aller 66 Provinzen des Reichs einher. Darüber hinaus übertrug der Kaiserhof den Minamoto Verwaltungskompetenzen. Somit konnten diese im Kamakura-Zeitalter die shugo (Provinzgouverneure) ernennen. Ebenso die als jitō bezeichneten Verwalter wichtiger Landgüter, der shōen. Die jitō wurden mit der Zeit sogar Besitzer der shōen. Shugo oder jitō wurden ausschließlich treu ergebene gokenin, also niedere Vasallen der Minamoto[1].
Hierdurch erlangte die Regierung Kontrolle über den Landbesitz. Auch über den zuvor vom Kaiserhof verwalteten. Während die durch Yoritomo ernannten shugo die Provinzen regierten, beaufsichtigten die jitō dort die Ländereien. Allerdings waren dies schlechte Zeiten für Landbesitzer und Kaiser. Denn während die Besitzer der shōen nun den jitō und dem Kaiser gegenüber steuerpflichtig waren, sah sich der Kaiser hingegen seiner exekutiven Macht durch den shōgun beraubt. Im Grunde genommen waren die Kaiser schon gegen Ende des Heian-Zeitalters entmachtet, nachdem die Exekutive an die Taira überging.
Macht durch Landbesitz
Im Kamakura-Zeitalter entwickelte sich das Kaiserreich zu einem Feudalstaat. Das Feudalsystem, als hōken-seido bezeichnet, bedeutete, dass Angehörige des Kriegeradels für ihre Dienste vor allem Land als Lehen erhielten. Zwar herrschten die Minamoto faktisch über das Reich und stellten die Regeln auf, aber auch sie mussten die Bedürfnisse ihrer Gefolgsleute stets im Blick haben. Folglich bestand „Fürsorge“ für die Gefolgsleute darin, Lehen zu vergeben. Mit diesem Lehen konnten die buke (Kriegersippen) ihren Lebensunterhalt bestreiten. Schließlich war es die Menge an Reis, die dort produziert wurde und das Einkommen oder den Wert eines Lehens i. d. R. festlegte. Jedoch kamen auch andere Produkte oder Rohstoffe in Frage, wenn kein Reis angebaut werden konnte.
Also war Landbesitz als Lohn das gängige Mittel, um sich die Loyalität zu sichern. Allerdings mehrten die Gefolgsleute ihren Besitz und folglich Einfluss, sodass dies später zu Konflikten führen sollte.
Shōgun als Herrscher
Indes erfuhr der Begriff shōgun im Kamakura-Zeitalter einen Bedeutungswandel. Zuvor bezeichnete er ursprünglich einen General, der ausschließlich im Auftrag des Kaisers der Reichserweiterung diente. So unterwarf der shōgun die widerspenstigen Barbarenstämme im Südwesten und Nordosten des Inselreichs, weil diese sich der Herrschaft des Kaisers nicht beugen wollten. Doch nun war ein shōgun eine Person, welche die wahre exekutive Macht im Reich ausübte. Zudem wurde der Titel mit der Verleihung an die Minamoto erblich. Der Kaiser war damit de facto politisch machtlos, blieb dennoch ideelles Oberhaupt des Reiches und die Verbindung zu den Göttern.
Umzug nach Kamakura
Zwar verlegten die Minamoto 1185 den Regierungssitz in die Stadt Kamakura, nach der die Epoche heute benannt ist, jedoch blieb Kyōto weiterhin die Hauptstadt. In Kamakura errichteten und etablierten sie innerhalb der nächsten sieben Jahre ihr bakufu (Zeltregierung). Zuvor hatte der Begriff bakufu eine rein militärische Bedeutung gehabt, denn er verwies auf ein nur vorübergehendes Feldhauptquartier im Krieg. Doch seit dem Kamakura-Zeitalter wurde er zum Synonym für den festen Regierungssitz sowie für die Regierung selbst. Folglich ist er gleichbedeutend mit dem im Westen gebräuchlichen Begriff des Shogunats. Dieser ist wiederum vom Titel shōgun abgeleitet.
Daimyō als Erbtitel
Im Laufe des Kamakura-Zeitalters kam es zu bedeutsamen Veränderungen in den Machtstrukturen, sodass wichtige Positionen neue Titel erhielten. So wurden z. B. über das Kamakura-Zeitalter hinaus, die zunehmend mächtigen Lehnsfürsten als daimyō (großer Name) betitelt. Abgeleitet von daimyō-shu, was auf Großgrundbesitz verwies. Schließlich wurde daimyō im 12. Jh. die Bezeichnung für eine erbliche Position innerhalb des Standes der buke. Obwohl erblich, behielten es sich die Minamoto aber vor, diesen Titel auch wieder abzuerkennen, wenn Lehnsfürsten in Ungnade fielen.
Drahtzieher im Verborgenen
Neben den Minamoto war noch die Adelssippe der Hōjō im Kamakura-Zeitalter sehr einflussreich. Obwohl die Hōjō ein Zweig der besiegten Taira waren, blieb ihnen aber aufgrund einer klugen Heiratspolitik das Schicksal ihrer Verwandten erspart. Denn Minamoto no Yoritomos Frau Masako war eine Hōjō. Einerseits hatten sie dadurch Zugang zu hohen Regierungsämtern erlangt. Andererseits entstanden so mächtige Zweigsippen ihres Hauses, die nun mit den Minamoto verwandt waren.
Besonderen Einfluss übten die Hōjō als sogenannte shikken aus, Regenten eines bei Amtsantritt meist noch minderjährigen shōgun[2]. Shikken beeinflussten die Wahl eines Nachfolgers, wenn ein amtierender shōgun keinen leiblichen Sohn hatte. Von Bedeutung war dies, als der dritte shōgun der Minamoto ohne männlichen Nachkommen verstarb. Denn die Wahl fiel auf einen Spross aus einer der Zweigsippen der Hōjō.
Tokimasa (Abb. 2), Oberhaupt der Hōjō, baute seinen Einfluss derart aus, sodass die Hōjō letztlich das Shogunat selbst waren. Schließlich beeinflussten sie sogar die Thronfolge des tennō (Kaisers). Sogar nach dem Untergang des Minamoto-bakufu existierte die Sippe über das Kamakura-Zeitalter hinweg fort. Dessen Ende kam schleichend und mit der wachsenden Macht der shugo, die den autoritären Regierungsstil der Hōjō in Frage stellten[3].
Aufbegehren des Kaisers
Im Kamakura-Zeitalter war die Person des Kaisers zur rein ideellen Figur abgewertete worden. Im Jahre 1183 als Kindkaiser auf den Thron gekommen, wurde Kaiser Go-Toba (1180–1293) mit Erreichen der Volljährigkeit (15) von den Minamoto zur Abdankung gedrängt. Diese beriefen sich auf die Praxis des insei no sei. Demzufolge musste sich ein Kaiser in ein buddhistisches Kloster zurückziehen, um dort sein restliches Leben zu verbringen, während ein Minamoto oder Hōjō als Regent für den minderjährigen Nachfolger die Regierungsgeschäfte ausführt. Zwar agierte Go-Toba formell weiterhin aus dem Kloster als Regent für seinen minderjährigen Nachfolger, jedoch mit deutlich weniger Einfluss als die Kaiser vor ihm. Jedenfalls ertrug er seine Machtlosigkeit nur schwer. Der politischen Bedeutungslosigkeit überdrüssig, wagte er 1221 den Versuch, die exekutive Regierungsgewalt wiederzuerlangen[4].
Vergebliche Revolte
Um ein Bild davon zu haben, wer in einem Konflikt loyal zu ihm stehen würde, lud Go-Toba zahlreiche Vertreter einflussreicher Sippen zu einem Fest nach Kyōto ein. Wer der Einladung nicht folgte, offenbarte sich als sein Feind. Trotzdem fand der junge Kaiser nur wenige Verbündete. Denn schon zu Beginn des Kamakura-Zeitalter hatte Yoritomo durch die Ernennungen der shugo und jitō sowie die Vergabe von Rechten und Ämtern an seine Vasallen stabile Loyalitäten geschaffen. Obwohl die Lage mehr als ungünstig war, fachte Go-Toba dennoch einen Aufstand gegen das Shogunat in Kamakura an, den Jōkyū no ran. Jedoch schlug dieser fehl und der Kaiser wurde auf die Oki-Inseln (Oki-shotō) vor der Küste Süd-Honshūs (am Japanischen Meer/Ostmeer) verbannt, wo er verstarb. Noch nie zuvor hatte eine Kriegersippe es gewagt den Kaiser derart anzugehen, ihn sogar mit der Verbannung zu bestrafen[5].
Folgen des Fehlschlags
Aufgrund dieses Ereignisses, suchte die Regierung in Kamakura sich vom Kaiserhof weiter abzugrenzen. Deshalb erließ das bakufu 1232 für die buke (Kriegersippen) eine eigene Gesetzgebung. Für die Ahndung von Vergehen und Klärung anderer Rechtsfragen, verfasste die Regierung das sogenannte go-seibai-shikimoku. Im Grunde war dies auch nötig, da das Shogunat bis dahin keinen verbindlichen Kodex der Rechtsprechung besaß. Schließlich gelang es so dem Kriegeradel sich von der ansonsten weiterhin gültigen kaiserlichen Gesetzgebung des Hofes abzukoppeln. Dies stärkte die Stellung der buke.
Inzwischen erschien es den Minamoto sinnvoll, wegen des Jōkyū-Aufstands, eine bewaffnete Eingreiftruppe in Kyōto aufzustellen. Dafür wurde im Stadtviertel Rokuhara eine Kommandantur eingerichtet. Zwei dem bakufu treue ergebene Beamte befehligten die dort stationierte Truppe. Stellvertretend für das bakufu übten die Beamten die Kontrolle über die gesamte Kinai-Region aus. Zudem war die Kommandantur, Rokuhara-tendai genannt, der Geheimdienst der Regierung. Die Führungsposten bekleideten Angehörige der Hōjō[6].
Die Mongolen kommen
Während im Kamakura-Zeitalter die Akteure in Japan anfangs mit sich beschäftigt waren, ereigneten sich auf dem benachbarten Festland ebenso bedeutende Dinge. Das Reitervolk der Mongolen expandierte sein Reich unter Dschingis Khan (1161–1230). 1207 begann die Eroberung Chinas, die aber erst unter Dschingis‘ Enkel, Kublai Khan (1215–1294), im Jahre 1279 vollendet wurde. Trotzdem gelang es Kublai bis 1259 ganz Korea und bis 1271 weite Teile Chinas unter seine Kontrolle zu bringen. Dadu (heute Peking) wurde Sitz der mongolischen Yuan-Dynastie. Abgesehen von einigen kulturellen Errungenschaften wie z. B. der Verwaltung, übernahmen die Mongolen von den Chinesen vor allem das Schießpulver und die Seekriegsführung[7]. Denn dies schien ihnen für weitere Eroberungen nützlich.
Danach galt die Aufmerksamkeit dem japanischen Archipel. Daher sollte das Kamakura-Zeitalter gleich zwei Invasionsversuche der Mongolen erleben (Karten 1 u. 2[8]).
Erste Gesandtschaften
Kublai Khan beauftragte 6 Gesandtschaften zwischen 1266 und 1273. Diese wandten sich mit Schreiben des Khans Mal an den Kaiser, Mal den shōgun. Jedoch blieben die Briefe Kublais alle unbeantwortet. Solche Ignoranz war er nicht gewohnt und empfanden dies als Beleidigung.
Beispielsweise schickte er im Jahre 1268 eine Gesandtschaft nach Japan, die Tribut einforderte. Jedoch gelangten die Gesandten des Khans gar nicht bis nach Kamakura, sondern wurden von einem Beamten des bakufu auf Kyūshū unfreundlich abgefertigt. Zwar erreichte ihre Botschaft Hōjō Tokimune, der sie aber unbeantwortet ließ. Der Gesandtschaft von 1269 wollte der Kaiser zwar mitteilen, dass er die Forderungen der Mongolen akzeptiere, was aber vom Shogunat abgelehnt wurde. Denn die Japaner vermuteten schon, dass es nicht bei Gesandtschaften bleiben würde. Dafür sprachen auch Informationen von der koreanischen Halbinsel. Folglich wurden erste Vorkehrungen zum Schutze Kyūshūs vor einer Invasion getroffen[9].
Erste Invasion
Darauf ließ im Jahre 1274 Kublai Khan ca. 900 Schiffe von Korea aus in See stechen. Die Schiffe mit über 40.000 Soldaten und Pferden an Bord erreichten am 18. November die Bucht von Hakata (Präfektur Fukuoka, Kyūshū). Dort formierte sich ein japanisches Verteidigungsherr, aus den regionalen Vasallen des bakufu. Jedoch waren diese den Mongolen zahlenmäßig unterlegen und nicht auf deren Art der Kriegsführung vorbereitet. 20 Tage hielten sie ihre Stellungen in der Bucht. Dann mussten sie diese aber aufgeben und sich ins Hinterland zurückziehen. Hingegen hatten die Mongolen mit dem Nachschub und hohen Verlusten Probleme. Weil ein plötzlicher Sturm in der Nacht zum 20. November einen Großteil der mongolischen Schiffe samt Ladung versenkte, entschloss man sich für den Rückzug.
Die Regierung in Kamakura wies die gokenin auf Kyūshū an, Truppen zur Abwehr einer weiteren Invasion bereitzuhalten. Somit entstanden diesen hohe Kosten[10].
Letzte Gesandtschaften
Kublai Khan wollte einen Fehlschlag seiner Expansionspolitik nicht hinnehmen. Deshalb schickte er 1275 und 1279 erneut Gesandtschaft nach Japan, um nochmals Tribut einzufordern. Diese Art der unverhohlenen Drohung wollten die Hōjō diesmal klar beantworten und ließen die Gesandtschaften jedes Mal enthaupten.
Inzwischen hatten sich die Krieger des bakufu auf eine zweite Invasion eingestellt. Denn sie befestigten den betreffenden Küstenstreifen bei Hakata mit einem Wall. Außerdem hatten sich die Japaner bei den ersten Gefechten mit den Mongolen auf deren Art der Kriegsführung eingestellt. Vor allem auf die Granaten, deren Wirkung zuvor unbekannt war.
Weil die zweite mongolische Gesandtschaft in Südwest-Honshū landete, wurden auch dort Vorkehrungen für eine Invasion getroffen. Folglich erhöhten sich die Kosten für die Verteidigung nochmals[11].
Zweite Invasion
Schließlich befahl Kublai 4.400 Schiffe in China und Korea bereitzustellen. Diese zwei neuen Invasionsflotten stachen dann im Jahre 1281 mit 140.000 Soldaten (Mongolen, Chinesen, Koreanern) an Bord von China (Südflotte) und Korea (Ostflotte) aus in See. Die Ostflotte erreichte Hakta am 23. Juni.
Die Südflotte liefe erst Hirado (Präfektur Nagasaki) an und errichte Hakata dann am 16 August. Inzwischen war die Armee der Ostflotte in Hakta in Bedrängnis, weil die Verteidiger die Angreifer Wochen lang in der Bucht festhielten, während sie mit kleinen Booten die Schiffe der Mongolen angriffen.
Und wieder zog ein Sturm auf, sodass abermals ein Großteil der mongolisch Flotte versenkt wurde. Dies erzwang erneut deren Rückzug[12].
Fall der Minamoto
Die beiden Stürme betrachteten die Japaner als göttliche Intervention, weshalb sie unter dem Namen kamikaze (göttlicher Wind) in die Geschichte eingingen. Jedoch hatte der glückliche Sieg gegen die Eindringlinge auch eine Schattenseite. Weil der Kampf zur Abwehr der Mongolen hatte vielen shugo und gokenin zwar Ruhm und Ehre eingebracht, verursachte aber hohe Kosten. Weder konnten die Krieger wertvolle Beute machen noch Land erobern, womit sie sonst für ihren Einsatz entschädigt wurden. Eben dies sollte noch zu Problemen führen. Denn es wurden nur einige ausgesuchte gokenin tatsächlich entschädigt, während die anderen leer ausgingen.
Doch das bakufu in Kamakura konnte vorerst diesen inneren und äußeren Bedrohungen standhaft trotzen. Die Hōjō bauten ihre Machtstellung sogar aus, obwohl sie finanziell geschwächt waren. Weil man eine weitere Invasion befürchtete, hielt man für die folgenden 20 Jahre ständig Truppen bereit[13].
Kaiser vs. shōgun
1324 schließlich, forderte der abgedankten Kaiser Go-Daigo (1288–1339) die Regierung heraus. Er hoffte die kaiserliche Macht wiederherstellen zu können. Jedoch wurden seine Pläne von Spionen des Rokuhara-tendai aufgedeckt. Trotzdem ließ er nicht ab und versuchte 1331 abermals das bakufu zu stürzen. Dies mündete in einem Konflikt, der als Genkō no hen (Genkō-Zwischenfall) in die Geschichte einging (Abb. 5).
Der Moment schien günstig, denn viele Vasallen des bakufu waren durch ihren kostspieligen Kampf gegen die Mongolen verschuldet. Trotz eines Schuldenerlasses seitens des bakufu waren sie mit ihrer Situation unzufrieden. Der Kaiser nutzte dies und forderte sie und die sōhei (Kriegermönche) der buddhistischen Tempel auf, sich für seine Sache zu rüsten und gegen das bakufu vorzugehen. 1332 endete dieser Putschversuch mit der Verbannung Go-Daigos auf die Oki-Inseln.
Rückkehr des Kaisers
Jedoch wollte der gedemütigte Kaiser Go-Daigo nicht aufgeben. Er entkam 1333 mit Hilfe verbündeter Hofadeliger und shugo aus seinem Exil auf den Oki-Inseln (Abb. 6) und landete in der nahen Provinz Hōki (heute ein Teil der Präfektur Tottori). Dort richtete er sein Hauptquartier ein, von wo aus er dann mit der Planung eines Umsturzes des Shogunats begann. Zuerst ließ er verkünden, dass er dem shōgun den Titel aberkenne. Ein unglaublicher Affront gegenüber den Minamoto. Dann fing er an ein neues Heer um sich zu scharen. Einen seiner eigenen Söhne, Prinz Moriyoshi, setzte er als dessen Befehlshaber ein[14].
Letzter Kampf
Das bakufu reagierte mit der Entsendung von Truppen, um das kaiserliche Heer zu zerschlagen. Inzwischen suchte Prinz Moriyoshi nach weiteren Verbündeten. Einen fand er in Fürst Ashikaga Takauji (1305 – 1358), dem Spross einer entfernten Zweigfamilie der Minamoto. Auch Kaiser Go-Daigo fand weitere Mitstreiter. Einen allerdings auf recht sonderbare Weise.
Denn einer Legende nach erschien ihm im Traum ein Kampferbaum, auf Japanisch kusunoki. Seinen Traum legte man als einen Hinweis höherer Mächte aus, die auf einen großen Krieger dieses Namens deuteten. Darauf fanden kaiserliche Boten tatsächlich einen Mann namens Kusunoki Tamon Masashige (1294–1336, Abb. 7). Masashige war der Sohn eines kaiserlichen Ministers aus der Provinz Kawachi. Er erwies sich nicht nur als kaisertreu, sondern auch als exzellenter Taktiker und kühner Kämpfer. Er bot mit einer kleinen Armee im Guerillakampf den Regierungstruppen erbitterten Widerstand.
Die kaiserlichen Truppen besiegten letztlich die Armee des Shogunats und beendeten dessen Herrschaft und damit das Kamakura-Zeitalter[15].
Quellen
[1] Vgl. Ladstätter, Otto u. Linhart, Sepp: China und Japan – Die Kulturen Ostasiens. Verlag Carl Ueberreuter, Wien & Heidelberg 1983, S. 314.
[2] Vgl. Kure, Mitsuo: Samurai. Bushido – Der Weg des Kriegers. Motorbuch Verlag, 1. Aufl, Stuttgart 2006, S. 32f, 35. Vgl. Ladstätter u. Linhart, 1983, S. 314f.
[3 – 6] Vgl. Kreiner, Josef (Hg.): Kleine Geschichte Japans. Verlag Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart 2010, S. 137ff. Vgl. Pohl, Manfred u. Mayer, Hans J. (Hg.): Länderbericht Japan. Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 355, Bonn 1998, S. 53.
[7] Vgl. Kodansha (Hg.): Mongol Invasion of Korea. Japan – An Illustrated Encyclopedia; Vol. 2 (M – Z), 1st Edition, Kodansha Publishing, Tokyo & New York 1993, S. 1001. Vgl. Ladstätter u. Linhart, 1983, S. 149f.
[8] Vgl. Rhode, Grant: Mongol Invasions of Northeast Asia Korea and Japan. Association For Asian Studies, Education About Asia Vol. 25/2, Boston University 2020, S. 16, 19. (08.04.2022)
[9 – 12] Vgl. Kodansha (Hg.): Mongol Invasion of Korea. Vol. 2 (M – Z), 1993, S. 1001. Vgl. Ladstätter u. Linhart, 1983, S. 149f.
[13] Vgl. Sato, Hiroaki: Legends of the Samurai. The Overlook Press, Woodstock & New York 1995, S. 157 – 187.
[14] Vgl. Kodansha (Hg.): Japan – An Illustrated Encyclopedia, Vol. 1 (A – L). Go-Daigo. 1st Edition, Kodansha Publishing, Tokyo & New York 1993, S. 459. Ders.: Ashikaga Takauji. Vol. 1, 1993, S. 67. Vgl. Pohl, M. u. Mayer, H. J., 1998, S. 52ff.
[15] Vgl. Sato, 1995, S. 157 – 187.
Quellen der Abbildungen
Abb. 1 (Minamoto no Yoritomo) Ausschnitt aus einer Hängerolle von Fujiwara no Takenobu, 1179. Public Domain (PD), im Besitz des Sentō-Klosters des Jingo-Tempels in Kyōto, Japan.
Abb. 2 (Hōjō Tokimasa) Farbholzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi, 1839 – 1892. Los Angeles County Museum of Art, USA. Public Domain (PD).
Abb. 3 (Takezaki no Suenaga) Schlacht von Bunei, 1. Mongoleninvasion. Aus den Bildquerrollen “Mōko shūrai ekotoba” 蒙古襲来絵詞 (“Illustrierte Geschichte der Mongoleninvasion”). Tusche und Farben auf Papier, 13. Jh. Public Domain (PD), Museum der Kaiserlichen Sammlungen (Sannomaru-shōzōkan 三の丸尚蔵館), Tōkyō, Japan.
Abb. 4 (Japanische Krieger auf dem Wall) Schlacht von Kōan, 2. Mongoleninvasion. Aus den oben genannten Bildquerrollen.
Abb. neu 5 (Go-Daigos Flucht) 3-blättriger Farbholzschnitt (Triptychon) aus der Serie 大日本史略図絵 (Dai nihon shiryaku zue) von Tsukioka Yoshitoshi, 1880. 35,56 x 71,45 cm, Ōban-Format der Blätter. Privatsammlung.
Abb. neu 6 (Go-Daigos Rückkehr) 3-blättriger Farbholzschnitt (Triptychon) von Kobayashi Kiyochika, 1874–1915. 34,62 x 69,55 cm, Ōban-Format der Blätter. Privatsammlung. Public Domain (PD).
Abb. 7 (Kusunoki Masashige) 2-blättriger Farbholzschnitt (Diptychon) von Tsukioka Yoshitoshi, 1886. Ōban-Format. Privatsammlung. Public Domain (PD).