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* JNTO/JOMC: Japan National Tourism Organization/Japan Online Media Center
Region Hokkaidō
Hokkaidō ist die nördlichste der vier Hauptinsel und die Grenzregion Japans zu Russland. Verwaltungsrechtlich ist die Insel nicht nur eine eigene Region, sondern zugleich eine Präfektur. Weil die Insel verhältnismäßig groß ist, wurde sie in Unterpräfekturen, sogenannte shichō, aufgeteilt (Karte 1). Diese wiederum, bilden kleinere Regionen. Im Norden Dōhoku (1-3), im Osten Dōtō (4-7), im Westen Dō’ō (8-12) und im Süden Dōnan (13 u. 14).
In der Gesamten Region leben 5,22 Mio. Menschen. Das sind 4,1% der Gesamtbevölkerung Japans1. Einerseits liegt das an der vergleichsweise geringen industriellen Bedeutung der Region, andererseits an den recht ruralen Verhältnissen dort. Hauptstadt und Verwaltungssitz ist Sapporo. Mit ca. 1,97 Mio. Einwohnern ist die die größte Stadt der Region, in die konstant Einwohner aus den umgebenden ländlichen Gegenden zuwandern2.
Geo- und Topografie Hokkaidōs
Umspült wird Hokkaidō im Westen vom Japanischen, im Norden vom Ochotskischen Meer und im Osten vom Pazifik. Mit einer Fläche von 83.424 km², also Hokkaidō samt aller dazugehörigen Insel, ist die Region doppelt so groß wie die Schweiz3. Das Innere der zweitgrößten Hauptinsel Japans ist zu 50,9% von Bergen und Wäldern geprägt (Karte 2).
Ein Zentralmassiv beherrscht die Mitte, das Ishikari-sanchi. Hierzu gehört auch die Vulkangruppe des Daisetsu-zan. Hier ist der im 18. Jh. zuletzt ausgebrochene Asahi-dake (Abb. 4), neben anderen Vulkanen auf Hokkaidō, mit 2.290 m zudem der höchste Berg.
Das teils noch wilde Hokkaidō hat ausgedehnte Nadel- und sommergrüne Laubwälder. Berge mit teils alpiner Vegetation und Vulkane, sowie Seen und Flüsse bilden den Reichtum der in mehreren Nationalparks geschützt wird.
Was im restlichen Japan eher schwer zu finden ist, gibt es hingegen in Hokkaidō dafür reichlich – nämlich Platz. Allerdings sind aufgrund der Topografie der Insel insgesamt nur 28,5% der Fläche bewohnbar4.
Natur Hokkaidōs
Sanfte Hügellandschaften, weite Ebenen und Täler, Vulkane und Bergketten (Abb. 1) und eine stellenweise wild zerklüftete Steilküste (Abb. 2) stehen für die raue Natur Hokkaidōs. Die Berge sind meist bis zur Baumgrenze bewaldet (Abb. 3). Ebenso die Täler, in denen teils ausgedehnte boreale Nadel- und sommergrüne Laubwälder die Landschaft neben landwirtschaftlichen Flächen prägen (Abb. 1).
Neben Bergen bestimmen große Seen (Abb. 4), Flüsse, Wasserfälle die Naturlandschaft (Abb. 5). Zudem zeugen Kraterseen von der weiterhin vorhandenen vulkanischen Aktivität unter der Erde. Dort, wo Mineralien aus dem Tiefen der Erde hervortreten, kann sich das Wassers von Vulkanseen bizarr verfärben (Abb. 5).
Während in den Bergen alpine Vegetation vorherrscht (Abb. 6), gibt es in den Ebenen hingegen größere Feuchtgebiete (Moore und Marschlandschaften, Abb. 7). Außerdem sind einige dieser reizvollen Gebiete Nationalparks, allgemein als kokuritsu-kōen bezeichnet, die eine imposante Naturkulisse bieten.
Beliebt ist auch die Shiretoko-Halbinsel (Shiretoko-hantō), auf der sich eine Bergkette entlang zieht (Abb. 8). Höchster Punkt ist der Rausu, ein erloschener Stratovulkan mit etwa 660 m Höhe. Wohl aufgrund seiner Lage, nannten die Ainu die Halbinsel Shiretoko, weil dies in ihrer Sprache „das Ende der Welt“ bedeutet. Nirgendwo sonst gibt es eine so dichte Population von Braunbären, was für den natürlichen Reichtum der Region spricht. Im Winter hat die Region mit dem südlichsten Drifteis (Abb. 9) der Welt zu kämpfen. Jedoch wird dessen Bewegung von Japans Marine zur Sicherheit der Seefahrt überwacht.
Klima
Auf Hokkaidō herrscht ein kalt-gemäßigtes Klima. Von Dezember bis Februar bietet die Region schneereiche und kalte Winter, wobei Temperaturen bei zwischen ca. –1 und –7°C (tags/nachts) liegen und örtlich bis zu –20°C erreicht werden können. Der Sommer (Juni bis August) ist auf Hokkaidō zwar kurz, dafür aber mit nur 26°C im Vergleich zum restlichen Japan eher mild. Denn dort sind dann schwül-heiße Tage üblich. Daher besuchen viele Japaner im Sommer die Region, um wenigstens für ein paar Tage der Sommerhitze weiter im Südwesten Japans zu entkommen. Frühjahr und Herbst sind mit dem mitteleuropäischen Klima in Alpennähe vergleichbar. Blühende Blumenwiesen und milde Temperaturen prägen das Frühjahr. Hingegen taucht der herbstliche Farbwechsel der Laubwälder bei kühlen Temperaturen die Natur in ein Farbenmeer.
Geschichte
Die klimatischen Bedingungen machten die Insel einst für den sonst dominanten Reisanbau eher uninteressant. Hierdurch rückte sie erst im 19. Jh. in den Fokus japanischer Siedlungspolitik. Bis dahin war sie hauptsächlich von den Ainu bewohnt (Abb. 10). Die Ainu sind die Nachfahren der ersten, steinzeitlichen Ureinwohner der japanischen Inseln (mehr hierzu). Sie wurden dann aber von anderen, später eingewanderten Stämmen, allmählich gen Norden verdrängt. Ab dem späten 18. Jh. stießen die Russen in die Region vor und nahmen ersten Kontakt auf.
Nachdem 1868 kaisertreue Kräfte das Schogunat der Tokugawa stürzten, zog sich das geschlagene Regime nach Hakodate zurück und richtete dort bis zur Kapitulation 1869 eine Republik ein. Gegen Ende des 19. Jh. ließen sich auf Hokkaidō vor allem russische und japanische Händler und Abenteurer nieder, die nach Möglichkeiten suchten, schnell Geld zu machen, z. B. mit der Pelzjagd. Die Region blieb daher bis Ende des 19. Jh. der hohe, kalte und wenig attraktive Norden Japans. Erst mit Einführung der modernen Landwirtschaft sollte sich dies ändern. Staatliche Siedlungsprogramme boten landlosen Bauern aus dem Süden Japans die Chance, auf Hokkaidō zu Besitz und Wohlstand zu gelangen.
Wirtschaft
Die Bevölkerung Hokkaidōs geht verschiedenen Tätigkeiten nach, um den Lebensunterhalt zu sichern. Hier spielen Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei eine bedeutende Rolle. Ebenso ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle geworden. Insbesondere, nachdem die Bergbauindustrie einen Niedergang erlebte.
Industrie
Die einst bedeutende Bergbauindustrie (Steinkohle) verlor nach 1945 immer mehr an Bedeutung, weil der Import von Steinkohle z. B. aus Australien günstiger ist. Derzeit fördert nur noch eine Zeche auf Hokkaidō diesen Rohstoff, womit sie die letzte Japans ist. Der Niedergang dieses Industriezweiges und die immer schon vergleichsweise geringeren Arbeitsangebote verstärkte die Abwanderung insbesondere junger Menschen von der ohnehin dünn besiedelten Insel. Dies führte vor allem in Städten, die einst ihren Wohlstand aus dem Kohlebergbau bezogen, zu finanziellen Problemen, da nun Steuerzahler fehlen.
Land- u. Forstwirtschaft
Obwohl das Klima für den Reisanbau eher ungeeignet ist, können Landwirte heute dank kälteresistenter Sorten trotzdem Reis ernten. Außerdem sind Getreide (Weizen), Kartoffeln, Bohnen, Zuckerrüben, Melonen, hier insbesondere die Sorte densuke, Trauben und der berühmte Hokkaidō-Kürbis wichtige Agrarprodukte. Typisch und touristisch beliebt sind die ausgedehnten Lavendelfarmen, die für die Kosmetikindustrie Öle liefern. Außerdem befinden sich 90% der Weideflächen Japans auf Hokkaidō. Somit ist diese Region Japans größter Produzent von Molkereiprodukten sowie Rind- und Schweinefleisch (Abb. 11).
Die Wälder Hokkaidōs sind ein wichtiger Holzlieferant für die heimische Holzindustrie (Video). Schließlich werden japanische Möbel, Tempel und Schreine sowie Einfamilienhäuser noch immer zum Großteil aus Holz gebaut.
Fischerei
Zwei gegenläufige Strömungen kalten und warmen Meerwassers bescheren der Küstenregion von Hokkaidō und Nord-Honshū reiche Fischgründe. Ebenso reich an Fisch sind die Flüsse und Seen im inneren der Insel. In den kristallklaren und kalten Flüssen und Bergbächen finden sich saisonal auch pazifische Lachse ein, um sich zu paaren. Einst waren sie ein wichtiger Bestandteil der Ernährung der japanischen Ureinwohner, der Ainu.
Zwar ist die Fischerei auch heute noch ein wichtiger Wirtschaftszweig, jedoch müssen die Küstenfischer Fangquoten einhalten, damit die Bestände erhalten werden. Zudem ist die Hochseefischerei für sie ein Konkurrent (Abb. 12).
Tourismus
Der Tourismus hat sich über die Jahrzehnte zu einem wichtigen Wirtschaftszweig für Hokkaidō entwickelt. Denn dank seine Flora und Fauna und grandioser Landschaften, zieht die Region in- wie ausländischen Touristen an. Vor allen die schneereichen Winter sind ein Magnet für die Wintersportler (Abb. 13).
Ebenso wie die Winter, ziehen auch die milden Sommer Wanderer und Alpinisten an. Nach den Tagesaktivitäten lässt es sich gut in einer Thermalquelle entspannen.
Kleinere Inseln der Region
Neben der Hauptinsel Hokkaidō zählen ebenso 509 bewohnte und unbewohnte Inseln zur Region Hokkaidō. Touristisch empfehlenswert sind die Inseln Rebun, Rishiri, Teuri und Yagishiri und Okushiri.
Rebun und Rishiri
Auf Höhe der nordwestlichen Spitze von Hokkaidō befinden sich die Inseln Rebun und Rishiri. Rebun liegt etwa 40 km vor der Küste und ist mit 80,95 km² eine relativ kleine Insel. An der Nordspitze der ca. 20 km länglich schmalen Insel befindet sich ein kleiner Flughafen. Ansonsten ist sie von Hokkaidōs Küstenort Wakkanai aus mit dem Schiff zu erreichen. Die Landschaft ist hügelig und erhebt sich auf max. 490 m. Weite Grasflächen, unterbrochen von einigen borealen Baumbeständen und eine felsig zerklüftete Küste, die stellenweise flache Strände aufweist, dominieren das Bild. Ein langer Wanderweg über die Insel macht sie zum Touristenziel.
Rishiri ist zudem für den gleichnamigen und 1.721 m hohen, erloschenen Vulkan bekannt, der die recht runde und 182,2 km² große Insel einst formte (Abb. 14). Wie die kleinere Nachbarinsel Rebun ist auch die ca. 20 km vor der Nordwestküste Hokkaidōs liegende Insel Rishiri über eine Schiffsverbindung und per Flugzeug zu erreichen. Auch die Landschaft ähnelt der auf Rebun, hat aber eine stark alpine Nuance. Die Bevölkerung lebt vom Fischfang und Tourismus. Beide Inseln sind Teil des Rishiri-Rebun-Sarobetsu kokuritsu-kōen (Rishiri-Rebun-Sarobetsu Nationalparks)5.
Teuri und Yagishiri
Ca. 25 km vor der Westküste und auf Höhe der Hafenstadt Haboro liegen die Inseln Teuri und Yagishiri. Beide sind etwas über 5 km² klein. Teuri hat eine Erhöhung von 190 m, Yagishiri von nur 90 m. Man erreicht sie nur per Schiff ab Haboro. Sie sind wirtschaftlich relativ unbedeutend und verzeichneten bis 2012 einen massiven Rückgang der ohnehin geringen Bevölkerungszahl. Teuri hat zwar nur noch 250 Einwohner, dafür leben dort angeblich 1 Mio. Seevögel 8 verschiedener Spezies und Robben. Yagishiri ist hingegen für seinen weitflächigen Wald bekannt, der ca. zwei Drittel der 5,34 km2 großen Insel ausmacht und als Besonderheit eine große Zahl an Eiben beheimatet. Ein Drittel ist unberührter Wald6.
Okushiri
Vor der südwestlichen Küste Hokkaidōs liegt noch die Insel Okushiri. Sie misst 142,99 km², erhebt sich bis auf 584 m. Sie kann per Flugzeug von z. B. Sapporo oder per Schiff von den Hafenstädten Setanaku oder Esashi aus erreicht werden. Die Bevölkerung (ca. 3.000) lebt auch hier vor allem vom Tourismus, der Dank heißer Quellen, einiger Campingplätze und Herbergen einträglich ist. Seit 2009 gibt es auf der Insel auch ein Weingut. Trotz seiner recht nördlichen Lage und in Kontrast zu den oben genannten Inseln, weist Okushiri dichte Buchenwälder auf, die bis an die teils zerklüftete Küste heran reichen. Die Insel gehört zum Hiyama-dōritsu shizen-kōen (Hiyama-Distrikt Naturpark)7.
Quellen
- Vgl. 北海道データブック2022_人口・生活. ↩︎
- Vgl. 札幌市_人口統計・令和6年5月1日現在. ↩︎
- Vgl. 北海道データブック2020_地勢. ↩︎
- Vgl. 北海道データブック2020_地勢. ↩︎
- Vgl. National Parks of Hokkaido_ Rishiri-Rebun-Sarobetsu National Park.
Vgl. Ministry of the Environment of Japan_Rishiri-Rebun-Sarobetsu National Park. ↩︎ - Vgl. 島時間_羽幌町観光協会. Vgl. Teuri Island “小さな地球” 天売島. ↩︎
- Vgl. 奥尻町の位置・地勢について. ↩︎