Taifune in Japan

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Was ist ein Taifun?

Taifune in Japan sind ein regelmäßig wiederkehrendes Wetterphänomen. Von einem Taifun spricht man, wenn es sich um einen tropischer Wirbelsturm handelt, wie er zu bestimmten Jahreszeiten über dem Pazifik entsteht. In der japanischen Sprache benutzt man den Begriff taifū 台風 (w. Windsäule/-n). Daher nennt man im Westen so einen pazifischen Tropensturm, vom Japanischen abgeleitet, eben Taifun. Etwas seltener bezeichnet man solche Stürme auch als Zyklon.

Wann und wo treten Taifune auf?

Die Taifun-Saison beginnt frühestens im Juni und endet spätestens im Oktober. Die meisten der Stürme treten aber erst relativ spät in diesem Zeitraum auf, etwa von August bis Oktober.
Diese entstehen im westlichen Pazifik (siehe weiter unten). Hat sich ein Taifun gebildet, bewegen ihn die Passatwinde in westliche Richtung, wo er irgendwann auf Land trifft. Im günstigsten Fall führt die Bahn eines Taifuns an den dicht besiedelten Gebieten Japans vorbei oder nur der äußerste Rand des Sturms streift diese. Vor allem der Süden Japans ist hier oft betroffen.
Der Meteorologische Dienst in Japan gibt stets eine Prognose im Fernsehen, Radio und Internet zur Bewegungsrichtung eines Taifuns ab, wobei diese sich auch plötzlich ändern kann. Die Angaben der Vorhersagen sind als “wahrscheinlich” zu verstehen, treffen aber meist recht akkurat zu.

Sind pazifische Wirbelstürme gefährlich?

Aus dem erdnahen Orbit sehen Taifune wie gigantische Wolkenwirbel aus. Manche Wirbel reichen bis zu 17 km hoch in die Atmosphäre. Typisch ist ein “Auge”, das dass Zentrum des Sturms bildet. Während dieses einen Durchmesser von über 100 km haben kann, misst der gesamte Wirbel bis zu 1.000 km. Im Zentrum herrschen andere Bedingungen als in den Bereichen drum herum (Abb. 1 u. 2).
Bild 1 und 2 zeigen NASA-Aufnahmen des Taifuns “Trami” vom 25.-28. September 2018, der eine Windgeschwindigkeit von bis zu 165 km/h erzeugte. Darin liegt auch die zerstörerische Kraft der Taifune, die noch mit Starkregen einher gehen. Abgedeckte Dächer, abgerissene Gebäudefassaden, umgestürzte Bäume, herumfliegende Trümmer und Äste, Überschwemmungen, aufgeweichte Erde, die sich in Hanglagen in Erdrutschen lösen kann, sind die Folge. Der Aufenthalt im Freien gilt dann als gefährlich.

Foto des Taifuns Trami aus dem All
Abb. 1: Taifun Trami über der Philippinensee, nahe der Ryūkyū-Inseln (Okinawa/Japan). Gut zu erkennen, dass Auge des Sturms, um den sich die Luftmassen gegen den Uhrzeigersinn bewegen . © NASA Earth Observatory, 2018.
Foto vom Zentrum des Taifuns Trami aus dem All
Abb. 2: Zoom in das Auge von Trami, wie vom deutschen Astronauten Alexander Gerst am 25. September 2018 auf der ISS aufgenommen. © A. A. Gerst/ESA/NASA, 2018

Gefahrenpotenzial

Es gibt aber noch Steigerungen bei der destruktiven Kraft. Vom 12. auf den 13. Oktober 2019 wurden Gebiete in Mittel- und Nordost-Japan vom Taifun Nr. 19, auch als Hagibis bezeichnet, mit Starkregen und Sturmböen überzogen. Stürme in Japan erhalten keine Namen, sondern lediglich Nummern. Namen werden eher von ausländischen meteorologischen Diensten und Presseagenturen genutzt.
Verschiedenen Quellen zufolge wurden nach dem Taifun 10 Personen vermisst und weitere 170 verletzt. 80 Todesopfer wurden von den 27.000 Soldaten sowie Hunderten Angehörigen des Zivilschutzes, Polizisten und Feuerwehrleuten bis zum 14. Oktober geborgen.
Diese Gewalt drückte sich konkret in Unmengen peitschenden Regens aus. Es regnete bis zu 550 l/m² und mehr. Dies entspricht 40% der Jahresmenge in nur 48 Stunden. Die Windböen erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 234 km/h. Ca. 56.700 Haushalte wurden überflutet oder durch den Wind beschädigt. Über 100.000 blieben ohne Strom und teils auch Trinkwasser. Der öffentliche Verkehr kam zum Erliegen, da Straßen und Bahngleise durch Erdrutsche verschüttet und Brücken einfach weggespült wurden.

Video: Folgen des Taifuns Hagibis in Japan, 2019. © Reuters, AFP über FAZ auf YouTube, 14.10.2019.

Wie entsteht ein Taifun?

Hierzu müssen jedoch die nötigen Wetterbedingungen herrschen, die zu Verdichtung der Luftmassen zu einem großen und rotierendem Tiefdruckgebiet führen:

  • eine ausreichend warme Meeresoberfläche (um die 26°C)
  • eine atmosphärische Instabilität
  • eine hohe Luftfeuchtigkeit in den unteren bis mittleren Ebenen der Troposphäre
  • ein ausreichend starker Coriolis-Effekt (Rotationseffekt), um ein Niederdruckzentrum zu entwickeln
  • ein bereits vorhandener, niedriger Fokus oder eine Störung
  • eine geringe vertikale Windschere

Zuerst fließt kalte Luft in großer Höhe vom Nordpol her über dem Westpazifik zum Äquator. Dabei bilden sich Wolkentürme und daraus Gewitter. Diese Gewitter ziehen dann feuchtwarme Luft nach oben. In kühlen Luftschichten kondensiert die Feuchtigkeit, folglich bilden sich Wolken, die dann abregnen. Dadurch erwärmt sich jedoch die Luft wieder, um erneut aufzusteigen. Dieser Kreislauf und die Erdrotation bewirken eine Rotation der Wolken. Zudem verstärken Temperaturunterschiede in verschieden Luftschichten die Wolkenbildung und den Rotationseffekt. Schließlich entsteht ein Taifun.

Einfluss der Klimaveränderung

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind auch in Japan spürbar. Es war bisher nichts außergewöhnliches, wenn Taifune Starkregen über Japan niederprasseln ließen. Seit wenigen Jahren aber, wird beobachtet, dass sintflutartige Regenfälle immer häufiger werden. Diese verursachen in Japans Hügellandschaft Erdrutsche, weil die Erde in den Hanglagen diese Wassermengen nicht mehr aufnehmen kann. Auch Flüsse treten immer öfter über die Ufer und überschwemmen weite Landstriche. Klimaforscher und Meteorologen sehen einen direkten Zusammenhang mit der Erderwärmung. Diese beeinflusst die Taifune, wenn es um die Intensität von deren zerstörerischer Kraft geht. Vor allem die Erwärmung der Ozeane spielt hierbei eine signifikante Rolle.