Ursprung der Japaner

Der Ursprung der Japaner

Der Ursprung der Japaner oder ihre Ethnogenese (Entstehungsgeschichte), beschäftigt die Forschung bis heute. Das liegt einerseits am Fortschritt der Wissenschaft, andererseits an den wenigen archäologischen Funden von Menschen aus prähistorischer Zeit in Japan.
Diese lassen zudem verschiedene Thesen zu. Ebenso Anthropologische und linguistische Untersuchungen. Das heißt, dass manches auch aus Sicht der Wissenschaft nicht absolut eindeutig ist. Nur genetische Untersuchungen sind inzwischen relativ genau und daher aussagekräftig. Folgend ist die Geschichte der Besiedlung der japanischen Inseln nach den prinzipiell anerkannten Theorien dargestellt.

Ursprung des Homo sapiens

Geht man dem Ursprung der Japaner nach, dann macht es Sinn, sich die Entwicklung des Homo sapiens anzuschauen. Weil dessen Auftreten markiert den Beginn des modernen Menschen. Also setzen wir zeitlich im Pleistozän (2,58 Mio. – 11.780 Jahre v. u. Z.*) an, was annähernd identisch mit der Altsteinzeit oder dem sogenannten Paläolithikum (2,5 Mio. Jahre v. u. Z.* – 9.700 v. Chr.) ist. Denn in diesem Zeitraum entwickeln sich bereits archaische Hominiden, Vorgänger des modernen Menschen, die sich durch höhere kognitive Fähigkeiten auszeichneten. Die verschiedenen Hominiden waren allesamt Jäger und Sammler und breiteten sich von Afrika ausgehend aus. Zudem entwickelten und nutzten sie Steinwerkzeuge, verfeinerten diese und beherrschten mit der Zeit das Feuer. Aber wie kam der Homo sapiens nach Asien bzw. Japan? Hierzu zwei Thesen:

* v. u. Z.: vor unserer Zeit. Mit “unserer Zeit” ist die Gegenwart gemeint, wobei hier als zeitlicher Bezugspunkt das Jahr 1950 von Wissenschaftlern gewählt wurde (siehe: North American Stratigraphic Code, 2005, Article 13 – Age, C – Convention and abbreviations).

These 1

Der Ursprung des Homo sapiens liegt in Afrika, wo er sich auch entwickelt hat. Klimaveränderungen initiierten wahrscheinlich dessen Ausbreitung vor ca. 80.000 – 50.000 Jahren v. u. Z.* Von Afrika ausgehend, erreichte er verschiedene Regionen Eurasiens, wo er sich fast simultan verteilte. Schließlich kam er in Ostasien vermutlich vor etwa 40.000 – 35.000 Jahren v. u. Z.* an[1]. Dort traf Homo sapiens auf andere, weniger entwickelte Hominiden, die sich vor seiner Ankunft dort ausgebreitet hatten. Diese wurden aber vom dominanten Homo sapiens verdrängt[2].

These 2

Homo sapiens, als dominanter Hominide im Pleistozän bzw. Paläolithikum, hat seinen Ursprung in verschiedenen Teilen der alten Welt. Folglich ist er eine späte Entwicklung aus archaischen Vorfahren einschließlich regionaler Abstammungen, z. B. des Homo erectus. Weil das erklärt auch die Herausbildung regional unterschiedlicher Menschen, von denen physiologisch heute der mongolische der dominante Typ in Sibirien, Ost- und Südostasien ist. Zu diesem Typ zählen auch die heutigen Japaner[2].

Beweise für den Ursprung der Japaner

Welche archäologischen Funde zeugen vom Ursprung der Japaner? Trotz einiger Zweifel über eine recht frühe Einwanderung von Menschen auf die japanischen Inseln, gibt es archäologische Funde von Steinwerkzeugen. Diese deuten auf die Existenz des Homo erectus hin, schon 500.000 Jahre v. u. Z.*. Dies ist durchaus denkbar. Denn im Pleistozän ist ein geringerer Teil der Erde noch von gigantischen Gletschern der Eiszeit bedeckt. Wobei das Erdklima bereits fluktuierte und damit auch der Meeresspiegel. Entsprechend veränderte sich die Küstenlinie immer wieder. Die japanischen Inseln waren zeitweise durch Landbrücken mit dem Kontinent verbunden und das heutige Japanische Meer war ein Binnengewässer. Erst gegen Ende des Pleistozäns veränderten stetig steigende Temperaturen die Vegetation. Das Süßwasser der schmelzenden Gletscher führte zum Anstieg der Meere. Der Höhenunterschied zwischen dem heutigen und damaligen Meeresspiegel macht ca. 90 – 100 m aus (siehe Karten 1 u. 2[3, 4]).

Küstenverlauf Japans vor ca. 500.000 Jahren.
Karte 1: Vermutlicher Küstenverlauf vor ca. 500.000 Jahren (grau) u. heute (schwarz).
Küstenverlauf Japans vor ca. 20.000 Jahren.
Karte 2: Vermutlicher Küstenverlauf vor ca. 20.000 Jahren (grau) u. heute (schwarz).

Jōmon-Menschen

Allerdings bleibt unklar, ob die Hersteller der Steinwerkzeuge auch die Vorfahren der heutigen Japaner sind. Das liegt daran, dass es nur wenige Funde menschlicher Überreste in Japan gibt, die hierüber Aufschluss geben. Diese reichen i. d. R. nicht weiter als 17.000 Jahre v. u. Z.* zurück, wie z. B. der Skelettfund von Minatogawa auf Okinawa belegt, oder ins Jungpaläolithikum, also 40.000 Jahre v. u. Z.* bis 12.000 v. Chr. Das Entscheidende hierbei ist, dass diese Funde fast identisch mit denen aus Südchina sind und denen sogenannter Jōmon-Menschen in Japan (siehe unten). Das lässt außerdem vermuten, dass die Jōmon-Menschen aus diesem archaischen Typ hervorgingen[3, 4].
Die Jōmon-Menschen begannen ein Lebensweise auszubilden, die man heute als den eigentlichen, wenngleich primitiven Anfang der japanischen Kultur ansehen kann.

Besiedlung Japans durch Homo sapiens

Um den Ursprung der Japaner zu erforschen, muss allerdings noch eine Frage geklärt werden. Wie kam der Homo sapiens auf die Japanischen Inseln? Denn bisher waren Anthropologen und Archäologen der Ansicht, dass im Jungpleistozän, etwa 126.000 – 11.780 Jahre v. u. Z*, Kolonisten erstmals in Japan auftauchten. Dies war möglich, weil vermutlich in dieser letzten Kältephase des Erdklimas drei Landbrücken zum Kontinent existierten. Inzwischen ist man der Auffassung, dass die Migration auf die japanischen Inseln in dieser Zeit bereits die Nutzung von primitiven Wasserfahrzeugen erforderte. Die Landbrücke von Hokkaidō über Sachalin nach Sibirien ausgenommen, glaubt die Mehrheit der Forscher heute, dass die ersten Einwanderer über die Korea-/Tsushima-Straße (die Meerenge zwischen Südkorea, Nord-Kyūshū und Süd-Honshū) kamen. Immerhin beweisen das die ältesten japanischen Funde einzigartiger Speerspitzen (hakuhen-sentōki 剥片頭器), die man auf den Hauptinseln Honshū und Kyūshū fand. Ihre Entstehung wurde auf etwa 38.000 Jahre v. u. Z.* datiert.

Die Überquerung des Meeres

Weil man eben solche Speerspitzen auch in Korea fand, legt dies die Nutzung der Meerenge über Tsushima nahe. Die Meerenge konnte vermutlich auf zwei Wegen von je 35 km länge entlang der Insel Tsushima überquert werden, zumal der Meeresspiegel wahrscheinlich um 80 m niedriger als heute war (Karte 3[5]). Die Menschen jener Zeit waren wohl bereits in der Lage größere Gewässer zu überqueren, denn sonst wäre auch die Besiedlung Südostasiens und Australiens nur schwer zu erklären und anders verlaufen. Die Migration über das Meer aus Südostasien und Südchina wird inzwischen auch für die Ryūkyū-Inselgruppe (Okinawa) im Süden Japans angenommen. Die Besiedlung auf Kyūshū scheint sich dann 30.000 Jahre v. u. Z.* in einer zweiten Welle wiederholt zu haben. Bodenanalysen weisen in weiten Teilen der Insel dicke Ablagerungen von Vulkanasche auf, was auf einen enormen Ausbruch in jener Zeit hindeutet. Dieser hat wahrscheinlich die Insel teils verwüstete[6].

Karte des Küstenverlauf Japans vor ca. 38.000 Jahren u. Einwanderungsrouten.
Karte 3: Vermutlicher Küstenverlauf vor ca. 38.000 – 35.000 Jahren (grau) u. heute (schwarz) und Wege der Einwanderung nach Japan.

Mit welchen Völkern sind die Japaner verwandt?

Also liegt die Herkunft der ersten Siedler geografisch im heutigen Sibirien (Karte 3: rote Linien), Südostasien (Karte 3: gelbe Linie von Süden) und China (Karte 3: gelbe Linie von Westen) sowie Korea (Karte 3: violette Linien). Dies würde auch eine sehr enge genetische Verwandtschaft der Japaner mit den Asiaten auf dem Kontinent nahelegen. Jedoch zeigt ein Vergleich ein überraschend anderes Ergebnis. Prof. Saito Naruya, vom Nationalen Institut für Genetik in Shizuoka, ging der Frage nach dem Ursprung der Japaner nach. Hierzu führte er mit verwertbarem Erbgut menschlicher Knochenfunde (Zähne) des Jōmon-Zeitalters (ca. 14.000 bzw. 10.000 – 3. Jh. v. Chr.**) und heutiger Japaner eine vergleichende Analyse durch. 2017 gab Saito sein Forschungsergebnis schließlich bekannt.

** Die Länge des Jōmon-Zeitalters wird verschieden definiert, beginnt aber spätestens mit der Einführung der Keramik auf den japanischen Inseln.

Vorfahren der Japaner

Demzufolge teilen die Japaner 12% ihres Genoms mit den Menschen aus dem Jōmon-Zeitalter. Damit sind die Jōmon-Menschen als Vorfahren der heutigen Japaner zu betrachten. Ebenso der Ureinwohner, der Ainu, sowie der Bewohner der Ryūkyū-Inseln, Taiwans, der Philippinen und Indonesiens. Vor allem zeigte die Analyse, dass das japanische Genom wenig Verwandtschaft mit dem heutiger Völker in Südost- oder Ostasien aufweist. Dies lässt die These zu, dass die Jōmon-Menschen eine eigenständige Gruppe darstellen[7]. Weil archäologisch ist die Ausbreitung dieses Menschentyps auf Kamtschatka, Sachalin, den Kurilen, den vier Hauptinseln Japans und Okinawa nachweisbar. Eine genetische Ausbreitung ist sogar bis nach Südostasien erwiesen.

Rekonstruktion des Jōmon-Menschen

2019 untersuchten Forscher einen weiblichen Schädel des Jōmon-Zeitalters. Gefunden wurde dieser auf der Insel Rebun, vor der Nordwestspitze Hokkaidōs. Weil die Backenzähne gut erhaltenen waren, gelang eine präzise DNA-Analyse. Das Alter des Schädels wurde auf 3.500 – 3.800 Jahre geschätzt, sodass dies für einen gemeinsamen Vorfahren von Jōmon-Menschen und Han-Chinesen vor etwa 18.000 – 38.000 Jahren spricht. Ebenso ist eine genetisch enge Verwandtschaft der späten Jōmon-Menschen mit Gruppen entlang der sibirischen Ostküste und der koreanischen Halbinsel erwiesen. Zudem auch mit indigenen Stämmen Taiwans. Schließlich dienten Skelett und DNA einer Rekonstruktion des Aussehens. Beispielsweise hatte die Frau dunklere Haut. Und braune Augen, die aber heller als die der heutigen Japaner waren. Außerdem hatte sie Sommersprossen und dünnes, krauses Haar (Bild 1). Sie maß 1,40 m und hatte wohl eine hohe Alkoholtoleranz gehabt und war genetisch an eine fettreiche Ernährung angepasst. Dafür sprechen die vielen ausgegrabenen Seelöwenknochen am Fundort Funadomari[8].

Bild eines rekonstruierten Frauenkopfes der japanischen Steinzeit
Abb. 1: Rekonstruktion einer 3.800 Jahre alten Jōmon-Frau von der Insel Rebun, Japan.

Doch im Yayoi-Zeitalter (ca. 3. Jh. v. Chr. – 3. Jh. n. Chr.) wurden die Jōmon-Menschen von neuen Einwanderern verdrängt. Der Prozess der Verdrängung setzte sich im darauf folgenden Yamato-Zeitalter (3. – 8. Jh.) fort. Ungeachtet der Verdrängung, wird es auch zur Vermischung gekommen sein. Erst auf diese Wiese etablierte sich genetisch und physiognomisch der Menschentyp, den wir heute als Japaner ansehen. Folglich spricht man in der Anthropologie auch von den Yamato-Nihon-jin (Yamato-Japanern). Allerdings stellen sie letztlich eine Mischung aus Jōmon- und Yayoi-Menschen dar (Bild 2).

Abbildung eines Jomon-, Yayoi- und Yamato-Menschen
Abb. 2: Unterschiede zwischen Jōmon- und eingewanderten Yayoi-Menschen sowie den Yamato-Japanern, den Vorfahren der modernen Japaner.

Ainu – die letzten Jōmon-Menschen

Als unmittelbare Nachfahren der Jōmon-Menschen unterschieden sich die Ainu von den Yamato-Japanern. Dann, zwischen dem 3. und 10. Jh., verdrängte die Yamato-Siedler in Feldzügen die Ainu immer weiter gen Norden oder unterwarfen sie.
Zwar sind die Ainu von ihrer genetischen Abstammung her Ostasiaten, trotzdem zeigen sie auch leicht kaukasische Züge und Eigenschaften: kantigeres Gesicht, doppelte Lidfalte, ausgeprägtere Augenbrauen, definiertere Nase, stärkeren Bartwuchs und Körperbehaarung (Bild 2 u. 3). Wie sehr dies heute noch zutrifft, dass hängt natürlich auch vom Grad der genetischen Vermischung ab. Inzwischen sind reine Ainu in Japan eine Minderheit, weil man im 19. Jh. mit der Erschließung des hohen Nordens Japans die Ainu gezielt genetisch sowie sprachlich-kulturell assimilierte. Obwohl Schätzungen von bis zu 200.000 Ainu ausgehen. dürften es real deutlich weniger sein. Deshalb identifizieren diese sich heute wieder über ihre Kultur und Sprache, durch die sie sich noch als eigenständige Ethnie auszeichnen.

Abbildung einer Gruppe von Ainu, 1904.
Abb. 3: Gruppe von Ainu (4 Männer, 3 Frauen u. 2 Kinder) in Trachten, 1904. Die Frauen tragen Kopftücher, zwei auch Halsschmuck, und sind um den Mund tätowiert. Anthropologische Untersuchungen legen eine enge Verwandtschaft der Ainu mit den Ureinwohnern Alaskas und der Pazifikküste Kanadas nahe, was sich auch in deren Kunst widerspiegelt.

Genetische Melange als Ursprung

Die nach den Jōmon-Menschen eingewanderten Siedler stellten eine dominante Gruppe dar. Sie wanderten aus dem heutigen China und der Mongolei über die koreanische Halbinsel in Süd-Honshū und Nord-Kyūshū ein (Karte 3). Dort etablierten sie miteinander verbundene Stammesgebiete. Als sie schließlich begannen die Grenzen ihres Herrschaftsgebiets auf Kyūshū, Shikoku und Honshū auszuweiten, stießen sie auf die älteren Stämme der zuvor Eingewanderten. Ungeachtet des Widerstandes der Alteingesessenen gegen diese Eindringlinge, kam es sicher auch zur Vermischung zwischen Eroberern und Unterworfenen. Trotzdem ist die verschiedene Herkunft der frühen und späten Einwanderer bis heute noch anhand gewisser physiologischer (Körperbau) wie physiognomischer (Gesichtsmerkmale) Unterschiede unter den Japanern aus verschiedenen Landesteilen mehr oder weniger zu erkennen. Daher ist der Ursprung der Japaner nicht auf einen Stamm oder Menschentyp zurückzuführen, sondern viel mehr auf eine Mischung verschiedener Einflüsse.

Ursprung der Japaner genetisch entschlüsselt

Der Ursprung der Japaner lässt sich wohl am ehesten an deren Genen nachvollziehen. Nachdem Forscher 2003 das menschliche Genom entschlüsselten, wird verstärkt auch auf Basis der Gene/DNA nach dem Ursprung der Japaner geforscht, wie z. B. von Prof. Saito in Shizuoka (siehe oben). Der genetische Vergleich moderner Völker erfolgt i. d. R. über sogenannte Marker, die man haploide Genotypen oder Haplotypen nennt. Weil die Haplotypen spezifische Sequenzen auf Chromosomen im menschlichen Erbgut sind, dienen sie der Identifizierung bestimmter Merkmale. Das können bestimmte physiologische Eigenschaften sein, wie die Augenform und Farbe oder die Struktur und Farbe der Haare sowie die Statur usw. Also lässt sich durch den Haplotypen die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Population oder Ethnie bestimmen. Auch die Verwandtschaft kann bewiesen werden, sogar der Ursprung.

Marker im Blut

Genforscher haben festgestellt, dass Jōmon-Menschen (einschließlich der Ryūkyū-Inselbewohner und der Ainu) einen genetischen Marker gemein haben. Es handelt sich um den Marker ab3st, der im Blut nachgewiesen werden kann. Dieser ist heute überdies bei Koreanern, Tibetern, Tungusen, Jakuten und Inuit vorhanden. Am häufigsten kommt dieser Marker aber beim Volk der Burjaten rund um den Baikalsee vor. Somit liegen die Ursprünge der Vorfahren der Jōmon-Menschen in dieser Region. Denn Funde menschlicher Besiedlung reichen hier etwa 25.000 Jahre zurück. Der Klimawandel führte zur Wanderung von Stämmen gen Süden und Osten und schließlich bis nach Japan. DNA-Analysen bisheriger menschlicher Überreste des Jōmon-Zeitalters weisen überwiegend eine Verwandtschaft mit den heutigen Burjaten auf. Hingegen sind nur wenige direkt mit Koreanern, Chinesen oder Taiwanesen verwandt.
Jedoch ist dieser Marker in der Volksrepublik China eher selten vorzufinden. Hier dominiert der Haplotyp afb1b3. Er ist besonders stark in den Provinzen Guangxi und Yunnan im Südwesten Chinas verbreitet[9].

Haplotypen

Für die Betrachtung des genetischen Ursprungs der Japaner spielen 8 Haplotypen (hier nach Y-Chromosomen bestimmt) eine Rolle. Ermittelt wurden ihr regionales Auftreten, ihr prozentualer Anteil an der heutigen Bevölkerung in Japan sowie ihr weiteres Vorkommen in Asien[10, 11].

HaplotypVorkommen in JapanAnteil %Vorkommen in Asien
C1-M8Nord-Honshū bis Okinawa2,2Kurilen, Kamtschatka
C-M127Hokkaidō3Ostsib., Zentral-, Süd-, Südostas.
D2-M55Hokkaidō, Nord-Honshū, Ryūkyū38,8Sibirien
D1-M55Nord-Kyūshū, Honshū, Hokkaidō0,4Tibet
NO-M204Honshū, Shikoku, Kyūshū21,7Ural, Nordsibirien
O2b-M176Ryūkyū-Inseln8,4Korea, Indon., Thailand, Vietnam
O2b1-47zRyūkyū-Inseln25,4Indon., Thail., Vietn., Mikronesien
Q-M242Mittel-Honshū8,4Zentralasien, Sibirien, Amerika

Schließlich sind Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass der Genpool der Immigranten des Yayoi-Zeitalters, die vor 2.400 Jahren eingewandert waren, nur einen begrenzten Einfluss (wenn überhaupt) auf die Bevölkerung im Nordosten Honshūs oder die Hokkaidōs hatte, die schon seit dem späten Jōmon-Zeitalter dort lebte. Demzufolge ist die Abstammungslinie der späten Jōmon-Menschen und der Ainu weit von der der Menschen auf den japanischen Hauptinseln und des nördlichen Kyūshū entfernt. Denn diese stammen von anderen, kontinentalen Abstammungslinien ab[12].

Quellen

[1] Vgl. Kaifu, Yosuke; Izuho, Masami; Goebel, Ted et al.: Modern Human Dispersal and Behavior in Paleolithic Asia: Summary and Discussion. In: Kaifu, Y.; Izuho, M.; Goebel, T. et al.: Emergence and Diversity of Modern Human Behavior in Paleolithic Asia. College Station, Texas A&M University Press, USA 2015. S. 546, Fig. 35.1.

[2] Vgl. Lee, Jaehoon: The Relatedness between the Origin of Japanese and Korean Ethnicity. The Florida State University, College of Arts and Science, USA 2004. S. 16–19.

[3] Vgl. Katayama, Kazumichi: The Japanese as an Asia-Pacific Population. In: Denoon, D.; Hudson, M.; McCormack, G. and Morris-Suzuki, T.: Multicultural Japan: Palaeolithic to Postmodern. Cambridge University Press, Cambridge 1996. S. 19–22, 28.

[4] Vgl. Bae, C. J.; Bae, K.: Nature of the Early to Late Paleolithic transition in Koera: Current perspectives. In: Catto, N. R. et al. (Ed.): Quaternary International. Elsevier, Amsterdam 2012. S. 31f.

[5] Vgl. Morisaki, K.: Appearance of Hakuhen-Sentoki (HS Points) and Second Modern Human Migration into Kyushu, Japan. In: Kaifu, Y.; Izuho, M.; Goebel, T. et al.: Emergence and Diversity of Modern Human Behavior in Paleolithic Asia. College Station, Texas A&M University Press, USA 2015. S. 378, Fig. 26.2.

[6] Vgl. Kaifu, Y. et al., 2015. S. 553f. (siehe[1])

[7] Vgl. 神澤ほか(2016)「礼文島船泊縄文人の核ゲノム解析」第70回日本人類学大会.

[8] Vgl. The Japan Times (online): Decoding of Jomon woman’s genome suggests common ancestor unites Japanese and Han Chinese, 14.05.2019. Vgl. Archaeology News Network: DNA-Based Study Reconstructs Face Of Japanese Woman From 3,800 Years Ago. Abgerufen am 11. August 2020.

[9] Vgl. Kawagoe, Aileen: Origins of the Jomon, Jomon connections with the continent and with today’s Japanese; Heritage of Japan, 2007. Abgerufen am 10.08.2020.

[10] Vgl. Ebd.

[11] Vgl. Wikimedia: World Map of Y-Chromosome Haplogroups – Dominant Haplogroups in Pre-Colonial Populations with Possible Migrations Routes, Jan. 2019. Siehe auch wikipedia: Haplogruppe_O_(Y-DNA) und Haplogruppe_D_(Y-DNA).

[12] Vgl. Kawagoe, 2007 (siehe[9]).

Bildquellen

Abb. 1 Bildquelle: Tetsu Kobayashi, 12. März 2018. Archaeology News Network: DNA-Based Study Reconstructs Face Of Japanese Woman From 3,800 Years Ago. Abgerufen: 11.08.2020.

Abb. 2 Bildquelle: twittter.com, 22.01.2019. Bildautor: unbekannt. Copyright ungeklärt.

Abb.3 Bildquelle: Missouri Historical Society, 2006; Department of Anthropology, OWFN 5002, Identifier: N34613. Bildautor: Official Photographic Company. Copyright Undetermined/Public Domain.