Yamato-Zeitalter

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Das Yamato-Zeitalter?

Das Yamato-Zeitalter, das die Zeitspanne vom Jahre 250 bis 710 umfasst, ist der Beginn des späteren japanische Kaiserreichs. Weil hier wurden die Grundsteine gelegt, die es einer herrschenden Sippe ermöglichten durch einen religiösen Kult ihre Herrschaft zu legitimieren. In den darauf folgenden Jahrhunderten, gelang es ihnen ihre Herrschaft zu festigen und über die japanischen Inseln auszuweiten.

Namensgebung Yamatos

Das Yamato-Zeitalter (Yamato-jidai) hat seinen Namen von der gleichnamigen Provinz. Die Bewohner Yamatos bezeichnen Historiker heute auch als Yamato-Nihon-jin (w. Yamato-Japaner). Jedoch bezeichneten die Japaner sich selbst und ihr Reich zu jener Zeit noch als Wa. Das politisches Zentrum wurde Yamato.
Die zwei chinesischen Schriftzeichen, die im 5. Jh. in Japan eigeführt wurden, bedeuten „großer Friede“ oder „große Harmonie“. Da das Yamato-Reich seinerzeit aber bei weitem noch nicht die Größe des heutigen Kaiserreichs Japan aufwies, ist das Attribut „groß” 大 nur relativ zu sehen. Ebenso beschreiben die Begriffe „Friede“ oder „Harmonie“ 和 nur das Ideal des inneren Zustands und der äußeren Beziehungen dieses Reichs. Denn im Reich der Wa, wie die Japaner sich selbst bezeichneten, gab es durchaus Konflikte zwischen den Mächtigen und mit den Nachbarn. Das Gebiet des antiken Yamato liegt heute in der Präfektur Nara auf der Hautpinsel Honshū.

Der Gründungsmythos

In den frühesten japanischen Geschichtswerken, dem kojiki (712) sowie dem Nihon-shoki (720), gibt es verschiedene Versionen zur Entstehungsgeschichte des Reichs. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass in grauer Vorzeit die Sonnengöttin Amaterasu ihren Enkel Ninigi vom Himmel auf die Erde entsandte. Ninigi sollte dort die Herrschaft von der Gottheit Ōkuninushi übernehmen und ein Herrschergeschlecht gründen. Amaterasu gab ihm drei Geschenke mit, die als die drei Throninsignien (sanshu no shinki) bekannt sind: eine Halskette, einen Spiegel und ein Schwert (Abb. 1)[1]. Ninigi befolgte den Befehl seiner Großmutter Amaterasu und fuhr vom Himmel herab auf die Spitze des Berges Takachiho in der Provinz Ōsumi, der heutigen Präfektur Kagoshima auf der Insel Kyūshū.

Throninsignien des Yamato-Zeitalters
Abb. 1: Die drei legendären Throninsignien Japans. Die hier abgebildeten Gegenstände sind nur annähernde Entsprechungen.

Jimmu – der erste Kaiser?

Ninigi wanderte durch das Land und begegnete schließlich dem Berggott Ōyamatsumi, der auf dem Berg (Vulkan) Fuji residierte. Dieser bot ihm seine zwei Töchter an. Ninigi entschied sich für die hübschere Konohanasakuraya-hime. Der Berggott, über die Ablehnung seiner zweiten Tochter erbost, belegte Ninigi mit einem Fluch. Der Unsterbliche wurde zum Sterblichen. Dennoch gründet er mit seiner Erwählten eine Herrscherdynastie und wurde so zum Urgroßvater des ersten legendären Kaisers Jimmu. Dieser soll 660 v. Chr. als erster Kaiser oder tennō (himmlischer Herrscher) den Thron bestiegen haben. Dies ist aber eher Legende denn Wahrheit und seine Existenz gilt als unbewiesen. Laut den Geschichtswerken jedenfalls, verließ Jimmu seine Heimat, die Provinz Hyūga (Hyūga no kuni) in der heutigen Präfektur Miyazaki auf Kyūshū. In einem Feldzug gen Nordosten eroberte er das Land Yamato auf der Insel Honshū (Abb. 2)[2]. Dieses machte er zu seinem neuen Sitz.

Legendärer Kaiser Jimmu
Abb. 2: Kaiser Jimmu blendet mit einem magischen Licht seine Feinde. Das Licht geht von Yatagarasu aus, einer dreibeinigen Krähe, die auf der Spitze seines Langbogens sitzt. Farbholzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi, mit dem Titel “Dai Nihon Meishō-kan” 大日本名将鑑, 1880.

Expansion Yamatos

So etablierten sich die sterblichen Nachfahren Ninigis also als Herrscher auf Erden. Die Bewohner Yamatos bezeichnen Historiker heute auch als Yamato-Nihon-jin (Yamato-Japaner). Fortan weiteten die Herrscher über dieses Land ihren Einflussbereich aus und damit ihre Macht. Es ging um die alleinige Vorherrschaft über die japanischen Inseln. Sie eroberten in den folgenden Jahrhunderten Gebiete im Nordosten und Südwesten. Dabei verdrängten oder unterwarfen sie Schrittweise die Ainu/Emishi (Ureinwohner Japans) im Nordosten von Honshū und die Stämme der Hayato und Kumaso im Süden auf Kyūshū. Von diesen kriegerischen Feldzügen künden die archäologischen Funde von Rüstungen (Abb. 3, 4).

Abbildung eines Kriegerhelms des Yamato-Zeitalters
Abb. 3: Helm eines Yamato-Kriegers. 5. Jh. Eisen, Kupfer, Gold. Maße: (H) 21,6 cm . Bildquelle: Metropolitan Museum of Art, New York (Public Domain).
Japanischer Harnisch (tankō) des Yamato-Zeitalters, 5./6. Jh.
Abb. 4: Harnisch eines genieteten tankō 短甲 (Rüstung aus Eisen oder Bronze), 5./6. Jh. Höheres Rückenteil im Vordergrund!. Maße: (H) 44,5 cm (W) 42,6 cm (D) 31,1 cm. Eisen. Bildquelle: Metropolitan Museum of Art, New York (Public Domain).

Kolonie Mimana

Im 4. Jh. richtete sich ihr Interesse sogar auf den Kontinent. Koreanische Quellen berichten von der Ankunft der Wa auf der koreanischen Halbinsel. Dort herrschte Krieg zwischen den Königreichen Koguryoe, Paekche und Silla. Paekche und Silla bildeten ein Bündnis. Unter dem Herrscher Sujin (ang. 97 – 30 v. Chr., wahrsch. aber 4. Jh.) profitierte Yamato von seinem Bündnis mit Paekche, indem es die Kolonie Mimana auf der koreanischen Halbinsel errichten konnte. Die Chroniken bezeichnen Suijin als Kaiser Yamatos und Prinzen von Mimana. Vielleicht stammte Suijin sogar aus Korea. Japanische Historiker meinen, dass Mimana vom 5. bis 6. Jh. von Yamato kontrolliert wurde. Koreanische Wissenschaftler bezweifeln dies jedoch. Wahrscheinlich verlor der Yamato-Staat Mimana 562 mit dem Angriff Sillas auf Paekche[3].
Selbst wenn Mimana nur ein historisches Konstrukt wäre, belegen chinesische und koreanische Schriften sowie archäologische Funde in Korea aber, dass der Yamato-Staat zumindest in die Vorgänge auf der koreanischen Halbinsel involviert war[4].

Yamato und Korea

Mit dem Bündnis zwischen dem Yamato-Reich und Paekche ging auch eine Einwanderungswelle von Gelehrten, spezialisierten Handwerkern und Adeligen nach Japan einher. Japanische Register des 9. Jh. belegen, dass ca. ein Drittel der japanischen Oberschicht dieser Zeit ihren Ursprung in Paekche hatte. Diese Einwanderer wurden gut in die Yamato-Gesellschaft integriert und brachten ihre stark chinesisch beeinflusste Kultur ein. In der Folge suchten die Machthaber Yamatos engeren Kontakt mit China, weil es damals die dominante Hochkultur war. Einem der Yamato-Herrscher namens Yūryaku, gelang es, im Jahre 502 einen Generalstitel vom chinesischen Kaiser zu erhalten. Yūryaku stach unter seinen Vorgängern und Nachfolgern als streitlustiger und skrupelloser Machtmensch hervor, der sogar eigenhändig politische Widersacher oder Nebenbuhler um eine schöne Frau beseitigte. Durch Yūryakus Ernennung erhielt der Staat Yamato einen neuen Glanz. Das Herrschaftsgebiet umfasste nun Nord- und Mittel-Kyūshū, Honshū bis in die Kantō-Region. Zeitweise sogar einen kleinen Teil der koreanischen Halbinsel.

Innere Ordnung Yamatos

Die Staatsform des Yamato-Reichs lässt sich am besten als eine Art Konföderation von Adelsgeschlechtern, den uji (Familien, Sippen), beschreiben, die teils lose mit dem Kerngebiet Namens Yamato verbunden waren. Das gesamte Reich wurde in Ländereien, sogenannte kuni, aufgeteilt, die letztlich den Einflusssphären der einzelnen uji entsprachen. Die Yamato-Herrscher gaben den Sippenoberhäuptern den Titel kuni no miyatsuko (Gouverneur), um sich deren Loyalität zu sichern. Die uji wurden patriarchalisch geführt und bestanden aus Stammfamilien, den honke , und verwandtschaftlich verbundenen Zweigfamilien, den bunke. Zusammenhalt gab der Glaube an einen gemeinsamen Ahnen, den ujigami, der gottgleich verehrt wurde.

Kampf um Macht und Einfluss in Yamato

Da die uji ihre kuni zu vergrößern versuchten und auch nach mehr Einfluss strebten, war der Konflikt mit den Yamato-Herrschern unausweichlich, zumal sie auch militärische Fähigkeiten aufbauten. Diese stellten sie dem Herrscher bei seinen Feldzügen zur Verfügung oder richteten sie gegen ihn, was von den eigenen Zielen abhing. Wer Macht über das frühe Yamato-Reich erlangen wollte, der musste die uji entweder als Verbündete gewinnen oder unterwerfen. Die Herrscher bedienten sich des shintō-Kults, um das Volk auf die eigenen Mythen und Traditionen einzuschwören. Ihre Herkunft in direkter Linie von Ninigi legitimierte ihre weltliche Herrschaft. Sie hatten daher schintoistische Priesterämter inne, die letztlich der Durchsetzung politischer Ziele dienten. So wollte man die eigene Abstammung wie auch die Nähe zur Sonnengöttin bekräftigen[5]. Später, im 9. Jh., beriefen sich auch viele hofadelige Familien auf ihre Abstammung von Adelssippen des Yamatos, um ihren Anspruch auf Rang und Namen zu legitimieren.

Herrschaft im Reich

Die Bildung eines stabilen Reiches gestaltete sich schwierig. Die mächtigen uji rangen um die Vorherrschaft und Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Interessen. Hinzu kam die Einwanderung koreanischer und einiger chinesischer Adeliger, Gelehrter und Handwerker. Die fremde Elite strebte in der neuen Heimat wie die einheimische auch nach Einfluss und Status. Ebenso spielte die Einführung des Buddhismus im 6. Jh. eine Rolle. Diese neue Religion erfüllte Bedürfnisse der Menschen, wie es der shintō-Kult nicht vermochte. Entsprechend fanden sich bald viele Anhänger. Die Yamato-Herrscher mussten sich neben ihrer religiösen Legitimation die Loyalität der eigenen Vasallen sowie der Einwanderer sichern, indem sie Ränge und Ämter vergaben. Ziel war die Konsolidierung des Herrschaftsgebietes nach chinesischem Vorbild, um die Ansprüche der uji und der adeligen Einwanderer zu vereinen. Später, im Jahre 645, wurde das Taika no kaishin erlassen, eine Staatsreform.

Taika-Reform

Diese stand für die erste Festigung der Regierung durch Zentralisierung. Es ging um die Aufhebung von Privatbesitz an Land und Menschen, die Verteilung von Land nach Bevölkerungslisten sowie die Einführung von Steuergesetzen und Dienstpflichten. Verfasser war der kurz zuvor verstorbene Prinzregent Shōtoku (574–622), ein Visionär in politischen Dingen. Die Reform machte vor allem aus dem ländlich regionalen Erbadel eine auf die Person des Kaisers ausgerichtete Aristokratie. So gelang es auch ab 672 für lange Zeit Nachfolgestreitigkeiten um den Thron zu beenden[6]. Die Herrscher gegen Ende der Yamato-Epoche sind nach westlichem Verständnis erstmals als Kaiser zu betrachten.

Yamato und China

Das Yamato-Zeitalter ist stark von der Aufnahme chinesischer Einflüsse in Staatsbildung und Gesellschaft geprägt. Denn China war ein mächtiges Reich. Dessen Verwaltungsapparat nachzuahmen erschien daher nützlich, um ein ebenso organisiertes und starkes Land zu schaffen. Aber nicht alles ließ sich einfach übernehmen, weil die Verhältnisse in Yamato teils anders waren. So z. B. die Herrschaft göttlichen Ursprungs. Also nahm man Anpassungen vor.
Trotz dieses „Kulturimports“ unterschied sich das japanische Kaisertum grundsätzlich vom chinesischen. Nicht Intellekt und Fähigkeit gewährten Zugang zum Thron, wie in China. Nur die Blutsbande oder Abstammung von der richtigen (kaiserlichen) Sippe. Denn nur sie kann sich auf die Sonnengöttin als Ahnherrin berufen und eine ununterbrochene Linie von Vorfahren vorweisen, die quasi geradewegs in den Himmel zurückverfolgt werden kann. Damit war das Kaisertum in Japan nicht nur von himmlischen Gnaden, sondern göttlichen Ursprungs[7].

Die Kofun- und Asuka-Periode

Für die kulturelle Entwicklung im Yamato-Zeitalter sind zwei Dinge besonders prägend: die Anlage von Hügelgräbern und die Einführung des Buddhismus. Historiker teilen das Zeitalter daher in zwei Perioden auf. Die Kofun-Periode (Kofun-jidai) von 250 bis 552 und die Asuka-Periode (Asuka-jidai) von 552 bis 710.

Die Kofun-Periode

Namensgeber dieses Zeitabschnitts sind die Tumuli oder Hügelgräber hoher Adliger und Herrscher. Annähernd 162.000 dieser Gräber wurden bisher in ganz Japan lokalisiert. Die meisten in der Kinki-Region (um das heutige Kyōto, Ōsaka und Nara). Kofun variieren stark in Größe und Form. Es gibt Hügel mit wenigen Metern Durchmesser und Höhe, aber auch monumentale Anlagen. Die frühe Form war schlicht und rund. Die Spätere besitzt einen rampenartigen Anbau am Hügel, der vermutlich als Kultstätte diente. Deren markanter Umriss ähnelt einem Schlüsselloch, dass von einem oder gleich mehreren Wassergräben umgeben sein kann (Abb. 5)[8]. Einige sind innen mit Wandmalereien ausgestattet (Abb. 6).
Wissenschaftliche Untersuchungen der Tumuli begannen erst gegen Ende des 19. Jh., da sie im shintō-Kult als heilige Stätten gelten. Vermutliche Kaisergräber blieben jedoch ein Tabu, das erst vor einigen Jahren aufgehoben wurde[9].

Hügelgrab (kofun) von Kaiser Nintoku
Abb. 5: Kofun des legendären Kaisers Nintoku in Sakai bei Ōsaka. Maße: 486 x 243 m, Höhe 36 m. Nintoku soll laut den japanischen Chroniken von 257 bis 399 gelebt haben, was aber eher unwahrscheinlich ist. © JNTO.
Abbildung der Wandmalereien aus dem kofun von Takamatsuzaka
Abb. 6: Vier Hofdamen. Wandmalerei im kofun von Takamatsuzaka, Präfektur Nara. © Asuka Village Board of Education, Takachi Dirtrict, Nara Prefecture, Japan.

Grabbeigaben

In den kofun wurden diverse Kultgegenstände als Grabbeigaben entdeckt. Deren Charakter hatte sich im Verlauf der Periode geändert. Anfangs waren es vor allem Bronzespiegel oder meist aus Jaspis hergestellte magatama (Abb. 1). Später wurden Schuppenpanzer sowie Schwerter und Speere verwendet. Dies waren weniger praktische, sondern eher dekorativ-symbolische Gegenstände[10].
Daneben fand man in und auf den Gräbern etwas über 1 m hohe Tonfiguren. Diese Figuren, haniwa genannt, stellen z. B. Gebäude, Schiffe, Krieger, feine Damen, Wagen und Pferde oder Tiere dar (Abb. 7). Die eigentliche Funktion der haniwa ist noch nicht völlig geklärt. Wahrscheinlich waren es Prestigeobjekte. In der Kinki-Region wurden die Figuren nur in der frühen Kofun-Periode als Grabbeigabe verwendet. In der Kantō-Region kamen sie hingegen bis zur Aufgabe der Hügelgräber als Grabstätten vor[11].

Bild des Bruchstücks einer haniwa-Figur
Abb. 7: Rest einer haniwa-Figur aus dem 5.-6. Jh. Sie zeigt einen Krieger in Rüstung mit Helm. Er trägt eine Halskette und langes Haar, das zu Zöpfen/Strähnen gebunden ist. 33,3 cm, Spuren roter Farbe. Fundort: Kantō-Region. Metropolitan Museum of Art, New York.

Theorie der Reiter vom Kontinent

Die Darstellungen, besonders der Pferde und Krieger, nähren bis heute die Theorie, dass die Yamato-Herrscher eigentlich mongolisch-tungusischer Abstammung sein könnten. Sicher ist, dass dieses Reitervolk sich ab dem 3. Jh. in ganz Ostasien ausbreitete und nach dem Zusammenbruch der Han-Dynastie in China ab dem Jahre 220 eigene Reiche gründete. Es wird daher angenommen, dass sie auch über Korea nach Japan eindrangen, in den Raum Kyūshū und Süd-Honshū. Dafür sprechen Gemeinsamkeiten in den Sprachen und Mythen zwischen beiden Kulturen[12].

Die Asuka-Periode

Die Asuka-Periode ist nach dem Ort benannt, der südlich vom heutigen Nara liegt. Die Hauptstadt wurde unter Kaiser Kōtoku 646 in Naniwa angelegt, der Gegend des heutigen Ōsaka. Erst als Kaiserin Saimei auf den Thron kam, verlegte sie die Hauptstadt 651 nach Asuka. In der Asuka-Periode sollte sich dies mehrmals wiederholen, bis 794 Kaiser Kammu die Hauptstadt Heian-kyō errichtete. Davor versuchten die Monarchen jeder für sich mit dem Umzug ihrer Hauptstadt ein Zeichen zu setzen, für ihre Macht und eine neue Ära. Es kam auch zum Wechsel des Standorts des Palastes innerhalb der Städte, besonders nach bedeutenden Ereignissen, die man als göttliches Einwirken verstand[13].

Politik und Religion in Asuka

Kulturell ist hier die Einführung des Buddhismus von besonderer Bedeutung. 552 wurde die neue Lehre in Japan durch Gesandte des Königs Soeng-wang von Paekche (Korea) eingeführt. Im Yamato-Reich entbrannte zwischen Gegnern und Befürwortern zunächst ein Streit, ob die Aufnahme dieser Lehre gut oder schlecht sei. Dieser Streit wurde von Gelehrten friedlich gelöst, indem man die shintō-Götter als Verkörperungen der verschiedenen Erscheinungsformen Buddhas und buddhistischer Heiliger interpretierte.

Religionskonflikt

Dennoch blieb die Ausbreitung des Buddhismus in Japan nicht unangefochten. Konservative Adelige, wie die Nakatomi, die wichtige shintō-Ämter innehatten, erwiesen sich als erbitterte Gegner, denn sie sahen ihren Status und Einfluss in Gefahr. Indes nutzten konkurrierende Adelssippen, wie die Soga, den Buddhismus zur Durchsetzung ihrer eigenen Ziele. Immer mehr Adelige finanzierten Tempelgründungen (Abb. 8). Die Soga unterwarfen mit Verbündeten ihre Rivalen und führten ihren Sieg auf die Hilfe buddhistischer Gottheiten zurück. Erst als Kaiser Yōmei (540 – 587) den Buddhismus in seinem letzten Lebensjahr offiziell annahm, wurde die neue Lehre von weiten Kreisen des japanischen Hochadels akzeptiert[14].

Der Hōryū-ji 法隆寺 (Tempel des blühenden Dharma)
Abb. 8: Teil des Hōryū-ji 法隆寺 (Tempel des blühenden Dharma) in Ikaruga, Präfektur Nara. Ursprünglich 607 erbaut, aber nach Bränden mehrfach erneuert. Bildquelle: commons.wikipedia.org, Public Domain.

Japanische Begriffe und Schriftzeichen

Ainu/Emishi アイヌ / 夷 (w. Barbaren)
Asuka-jidai 飛鳥時代 (w. Periode des fliegenden Vogels)

Bunke 分家 (w. Zweigfamilien)

Haniwa 埴輪 (w. tönernes Rad)
Hayato oder Hayahito 隼人 (w. Falkenmenschen)
Honke 本家 (w. Stammhaus, Stammfamilie)

Jimmu oder Jinmu 神武 (w. göttlicher Krieger)

Kofun-jidai 古墳時代 (w. Periode der alten Gräber)
Kojiki 古事記 (w. Aufzeichnung alter Begebenheiten)
Konohanasakuraya-hime no Mikoto 木花之佐久夜毘売 oder 木花 (華) 開耶姫命 (w. wie Baumblüten herrlich-blühende Prinzessin)
Kuni no miyatsuko 国造 (Gouverneur): auch kokuzō oder kuni tsu ko gelesen.
Kuni oder koku 国 (w. Land, Provinz, Länderei)

Magatama 勾玉 oder 曲玉 (w. krummer Edelstein; Jaspis)

Naniwa-kyō 難波京 (Naniwa-Hauptstadt)
Nihon-shoki 日本書紀 (w. Chroniken Japans)
Ninigi no Mikoto 瓊瓊杵尊 oder 笵杵の尊 (w. nobler roter Juwelenstösel)

Ōkuninushi 大国主神 (w. großer Landesgott)
Ōyamatsumi 大山津見 oder 大山祇 (w. großer Bergfrieden)

Sanshu no shinki 三種の神器 (w. drei Arten von göttlichen Gegenständen)
Sanju oder sanshu no jingi 三種の神器 (w. drei Arten von göttlichen Gegenständen)
Shintō 神道 (w. Weg der Götter)
Shōtoku Taishi 聖徳太子 (w. der weise, wohlwollende Prinz)
Sujin 崇神 (w. respektierte Gottheit)

Taika no kaishin 大化改新 (Taiak-Reform)
Tennō 天皇 (w. himmlischer Herrscher)

Uji 氏 (w. Familie/-n, Sippe/-n)
Ujigami 氏神 (w. Familiengottheit)

Wa 和 (w. Harmonie, Frieden)

Yamato 大和 (w. großer Friede, große Harmonie)
Yamato-jidai 大和時代 (Yamato-Zeitalter)
Yamato-Nihon-jin 大和日本人 (Yamato-Japaner)
Yūryaku 雄略 (w. männl. Eroberer)

Quellen

[1]   Vgl. Egami, Namio: The Beginning of Japanese Art. The Heibonsha Survey of Japanese Art, Vol. 2 , New York /Tokyo, 1978, S. 169–176.

[2] Vgl. Aston, William G.: Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697, Vol. II, London, 2005, S. 76.

[3]   Vgl. Hall, John W.: Das Japanische Kaiserreich. Frankfurt a. M., 2009, S. 44 u. 46. Vgl. Kreiner, Josef (Hg): Kleine Geschichte Japans, Stuttgart, 2010, S. 41f.

[4]   Vgl. Kreiner, 2010, S. 41f.

[5]   Vgl. Hall, 2009, S. 41ff. Vgl. Kreiner, 2010, S. 27f.

[6]   Vgl. Kreiner, 2010, S. 60f.

[7]   Vgl. Ebd., S. 64.

[8]   Vgl. Egami, 1978, S. 144–151.

[9]   Vgl. Pearson, Richard.: The Nature of Japanese Archaeology, in : Asian Perspectives. The Journal of Archaeology of Asia and the Pacific, Hawaii, 1992, S. 115f.

[10]   Vgl. Egami, 1978, S. 169–176. Vgl. Hall, 2009, S. 27.

[11]   Vgl. Egami, 1978, S. 176–178.

[12]   Vgl. Kreiner, 2010, S. 41.

[13]   Vgl. Stierlin, Henri. (Hg.): Architektur der Welt – Japan. Köln, 1990, S. 169.

[14]   Vgl. Hall, 2009, S. 47–54. Vgl. Kobayashi, Takeshi: Nara Buddhist Art: Tōdai-ji. The Heibonsha Survey of Japanese Art, Vol. 2 , New York /Tokyo, 1975, S. 13.