Tsunami in Japan

Tsunami 津波 (w. Hafenwelle) ist das japanische Wort für eine Flutwelle, die, wenn sie auf die Küste trifft, weite Gebiete überfluten kann. Die Übersetzung klingt relativ harmlos, im Vergleich zu den Auswirkungen. Mit welcher Wucht die Wassermassen auf Land treffen, das hängt meist davon ab, wie stark das auslösende Ereignis war.

Wie entsteht ein Tsunami?

Alles beginnt mit einem Erd- oder Seebeben. Auch enorme Erdrutsche können ein Auslöser sein. Ist so ein Ereignis stark genug, erzeugt es eine Reihe einfacher, fortlaufender Schwingungswellen (Grafik: Punkte 1, 2). Diese verbreiten sich in immer größeren Kreisen vom Zentrum des Geschehens über die Meeresoberfläche. Im tiefen Wasser bewegen sich tsunami mit bis zu 800 km/h fort. Die Wellenlängen erreichen 100 bis 200 km. Hingegen sind die Wellenhöhen gering, etwa 30 bis 60 cm. Die Perioden der Wellen, also die Zeitspanne, in der aufeinander folgende Wellenkämme oder Täler einen Punkt passieren, sind sehr lang. Sie könne zwischen 5 min. bis zu mehr als einer Stunde variieren. Diese langen Perioden, gepaart mit der extrem geringen Steigung und Höhe der Wellen, ermöglichen es, dass sie durch den normale Wellengang im tiefen Wasser vollständig verdeckt werden (Grafik: Punkt 3). Währenddessen zieht sich das Wasser an der Küste zurück (Grafik: Punkt 4). Ein Warnsignal.

Wirkung eines tsunami

Wenn sich die Wellen der Küste eines Kontinents nähern, reduziert die Reibung mit dem steigenden Meeresboden die Geschwindigkeit der Wellen. Mit abnehmender Geschwindigkeit verkürzen sich die Wellenlängen und die Wellenhöhe nimmt enorm zu. Im Küsten-/Seichtwasserbereich können die Wellen in 10 bis 15 min. bis zu 30 m über dem normalen Meeresspiegel ansteigen. Das Wasser am Festlandsockel beginnt nach dem Anstieg des Meeresspiegels zu schwingen.
Zwischen drei und fünf große Schwingungen erzeugen den größten Teil des Schadens und erscheinen häufig als mächtiger Schwall an Wasser, der Bäume entwurzelt, Gebäude von ihren Fundamenten reißt, Boote weit ins Landesinnere trägt und ganze Strände und andere tiefer liegende Küstenformationen wegspült (5 in der Grafik).
Verebbt die Bewegungsenergie der anlaufenden Wassermassen an Land, beginnen sie abzulaufen und sich ins Meer zurückzuziehen. Dies kann genauso zerstörerisch oder noch stärker als die zuvor anlaufenden Flutwellen wirken. Jedenfalls können die Schwingungen mehrere Tage andauern, bis die Meeresoberfläche das Gleichgewicht erreicht hat[1].

Grafik: Wie ein Tsunami entsteht
Grafik: Wie ein tsunami entsteht.

Die Katastrophe vom 11. März 2011

Am 11. März des Jahres 2011 ereignete sich eines der stärksten Seebeben der letzten Jahrzehnte im Pazifik. Das ca. 130 km östlich der Küstenstadt Sendai in der Tōhoku-Region (Nordosten der Hauptinsel Honshū). Um 14:46 Uhr lokaler Zeit, kam es etwa 32 km tief im Meeresboden unter dem Japangraben zu Erschütterungen der Magnitude 9,0 (nach der jap. Momenten-Magnitude, Maßeinheit Mw).
Der Meeresboden riss auf einer Länge von 400 km auf. Der Riss reichte 60 km tief in die ozeanische Platte. Japan wurde schlagartig 27 m weit in den Pazifik geschoben und um 7 m angehoben, ergab die Auswertung globaler Messstationen. Die Tōhoku-Küste erschütterte eine Magnitude von 6 bis 7 Mw. Sogar im entfernten Tōkyō. Dieses Seebeben verursachte einen tsunami, der die Küste der Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima traf (siehe Karte). Bei diesem Ereignis spricht man auch vom Higashi-Nihon daishinsai 東日本大震災 (w. Große Erdbebenkatastrophe Ostjapans) [2].

Karte: Verlauf des Seebebens vom 11. März 2011 in Japan.
Karte : Verlauf des Seebebens vom 11. März 2011. Die vom tsunami betroffenen Gebiete sind farblich hervorgehoben. Betroffene Präfekturen: 1 Iwate, 2 Miyagi, 3 Fukushima, 4 Tochigi, 5 Ibaraki, 6 Chiba. Grafik basierend auf Angaben der Washington Post/APA; derstandard.at, 13.03.2011.© Marko Matijević, 2019. Karte zu Klein? Kein Problem, zum vergrößern einfach anklicken.

Wie gefährlich sind tsunami?

Die Katastrophe vom 11. März 2011 kostete 15.861 Menschen das Leben und weitere 6.107 wurden verletzt. Häuser wurden zwar teils durch die Erschütterungen des Bebens zerstört, dadurch ausgelöste Erdrutsche oder Brände, jedoch sind die meisten Opfer durch den darauffolgenden tsunami ums Leben gekommen. Im März 2014 galten 2.636 Personen noch immer als vermisst, da sie sich bis heute weder bei den amtlichen Stellen gemeldet haben, noch ihre Leichen gefunden wurden. Und die Hoffnungen sind mittlerweile sehr gering, dass man sie je finden wird.
Tsunammi sind demnach eine ernst zu nehmende Gefahr. Ihre zerstörerische Kraft ist nicht zu unterschätzen, die sich aus ihrer Geschwindigkeit und schierer Wassermasse ergibt. Am 11. März 2011 betrug die Wellenhöhe 10-15 m und an der Küste der Präfektur Iwate sogar bis zu 20 m (siehe Bild [2]) [3].

Bild: Schäden in Ōtsuchi nach dem Erdbeben und Tsunami, 18. März 2011
Bild: Luftaufnahme von Schäden in Ōtsuchi, eine Woche nach dem Erdbeben vom 11. März 2011 und dem nachfolgenden Tsunami. Quelle: U.S. Navy, 18.03.2011.

Quellen

[1] Vgl. Encyclopædia Britannica (Ed.): Tsunami. Encyclopædia Britannica, Inc., 1. August, 2019; https://www.britannica.com/science/tsunami (16.10.2019).

[2] Bild 1: Kirikiri community, Ōtsuchi; Iwate Prefecture, Japan (March 18, 2011) – An aerial view of damage to Ōtsuchi, Japan, a week after a 9.0 magnitude earthquake and subsequent tsunami devastated the area. (U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 3rd Class Dylan McCord/Released). 岩手県上閉伊郡大槌町の吉里吉里地区(2011年3月18日)。マグニチュード9.0の地震とそれに伴う津波の一週間後の航空写真(3等広報官ディラン・マコードによるアメリカ合衆国海軍写真のリリース)。なお、原典には「SUKUISO」の地名が書かれているがこれは間違いである。https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aerial_view_of_damage_to_Kirikiri,_Otsuchi,_a_week_after_a_9.0_magnitude_earthquake_and_subsequent_tsunami.jpg (15.10.2019).

[3] Vgl. Der Spiegel: Folgen des Japan-Bebens [], 18.03.2011; https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/ folgen-des-japan-bebens-melodie-der-zerstoerung-a-751558.html.
Vgl. National Police Agency (NPA): Damage Situation and Police Countermeasures associated with 2011 Tohoku district – off the Pacific Ocean Earthquake. National Police Agency, January 10, 2014, https://www.npa.go.jp/english/index.html (nicht mehr verfügbares Dokument mit diesem Datum).
Vgl. Meteorologische Agentur Japans: Über das Seebeben von Sanriku vom 11. März 2011, 14:46, 2011, S. 1–17, (気象庁: 平成23年3月11日14時46分頃の三陸沖の地震について。報道発表資料平成23年3月11日16時00分、気象庁、東京2011年。), https://www.jma.go.jp/jma/press/ 1103/11b/201103111600.html & https://www.jma.go.jp/jma/press/1103/11b/kaisetsu201103111600.pdf.