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Persönliche Erfahrung
Probleme mit Japanern hatte ich nie. 1990 kam ich erstmals nach Japan, über einen privaten Austausch. Das heißt, dass ich eine japanische Gastfamilie hatte und von dieser umsorgt wurde. Die ersten Amtsgänge tätigte ich mit meiner Gastmutter, weil ich noch kein Japanisch sprach. Ich lernte Japaner als recht neugierig und offen kennen, wurde ich doch als eine “Attraktion” auch bei vielen Nachbarn und Freunden der Familie vorgestellt (vorgezeigt?). Wo immer ich hin kam, mit wem ich auch zu tun hatte, stets begegnete man mir freundlich. Denn schließlich war ich sozusagen das “vierte Kind” einer angesehenen, japanischen Familie.
Allerdings bin ich auch deutscher Staatsbürger, Kaukasier von 1,85 m, mit blauen Augen und dunklem Haar. Zudem lernte ich Japanisch. Also macht schon dies allein einen positiven Eindruck auf viele Japaner. Sogar bei der Polizei, mit der ich zweimal zu tun hatte. Die Beamten erwiesen sich bei der Kontrolle meiner Personalien als stets höflich und fanden es höchst kurios, dass ein Ausländer am selben Tag wie Kaiser Shōwa (Hirohito) Geburtstag hat. Darauf folgte meist eine Befragung, die aber eher die Neugierde der Beamten befriedigte, die vieles über Deutschland wissen wollten und was mir an Japan gefällt.
Erfahrungen von Ausländern
Jedoch laufen Begegnungen mit Japanern nicht für alle Ausländer immer so nett und harmlos ab, wie mir z.B. Freunde aus Indien zu berichten wussten, die schon mal Probleme mit Japanern hatten. Wenn Japaner ablehnend oder gar unfreundlich auf Ausländer reagieren, dann kann das verschiedene Ursachen haben.
Beispielsweise kann das bei Japanern ein Zeichen von Kontaktangst sein. Oft sind es die Bedenken wegen der eigenen, mangelhaften Englischkenntnisse, wegen denen sich Japaner Ausländern gegenüber zwar freundlich, aber doch ablehnend verhalten. Jedenfalls kommt es immer wieder mal vor, dass z.B. Araber, Süd- oder Südostasiaten oder dunkelhäutige Afrikaner sich beklagen. Meist ist es die Unsicherheit, die viele Japaner haben, weil sie nicht recht wissen, wie sie mit diesen Fremden umgehen sollen. Vor allem, wenn Ausländer kein Japanisch sprechen. Ob Fremdenfeindlichkeit oder gar Rassismus (siehe auch „Rassismus in Japan“) dahinter stecken, kann nicht immer mit Sicherheit gesagt werden. Wenn jemand aber meint, dass es sich genau darum handelt, dann kann er durchaus etwas dagegen tun.
Was tun, wenn …?
Typische Probleme mit Japanern entstehen meist, weil diese sich z. B. unbegründet abweisend, unfreundlich oder sogar diskriminierend verhalten. Artikel 14 der japanischen Verfassung untersagt jede Diskriminierung aufgrund ethnischer Zugehörigkeit, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, wirtschaftlichem oder sozialem Status oder Glaube.
Jedoch kommt es vor, dass Ausländer als Kunden im Dienstleistungsbereich abgelehnt werden, deren Kinder an japanischen Schulen aufgrund ihrer Herkunft gemobbt werden oder die ganze Familie von kulturellen Ereignissen der Gemeinde ausgeschlossen wird.
Wer so etwas erlebt, hat mindestens zwei Optionen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Zuerst kann man japanische Bekannte oder Freunde um Rat fragen. Diese können möglicherwiese helfen und vermitteln. Allerdings können sie auch Feedback geben, ob man einen Fehler begangen hat, der erst zur ungewollten Situation führte. Wenn es aber um klare Diskriminierung geht, dann ist das japanische Justizministerium die Anlaufstelle.
Beratungsservice
Das Ausländer Probleme mit Japanern haben können, ist den Behörden durchaus bewusst. Vor allem die Diskriminierung von Ausländern soll unterbunden werden. Deshalb hat das Justizministerium einen Service ins Leben gerufen: den mehrsprachigen Menschenrechtsberatungsservice für Ausländer. Damit will man ausdrücken, dass man die Beschwerden ernst nimmt und das Image Japans in Ausland deutlich verbessern möchte. Zudem gelten Menschenrechte auch in Japan.

Serviceumfang
Landesweit sind 50 Zentren sowie Bezirksbüros für Rechtsangelegenheiten eingerichtet worden, um Ausländern einen Beratungsservice zu bieten, deren Menschenrechte verletzt wurden. Falls nötig, führen diese Stellen Ermittlungen durch und ergreifen geeignete Maßnahmen, um Abhilfe zu schaffen.
Sofern Betroffene kein Japanische sprechen, können sie die Beratung telefonisch über die Hotline und online im Internet in 10 Sprachen erhalten: Englisch, Chinesisch, Koreanisch, Philippinisch, Portugiesisch, Vietnamesisch, Nepalesisch, Spanisch, Indonesisch und Thailändisch. Bei einem persönlichen Termin in einem Beratungszentrum stehen sogar bis zu 80 Sprachen zu Verfügung.
Kritik am Beratungsservice
Falls jemand meint, dass Opfer einer Diskriminierung in Japan durch Japaner geworden zu sein, kann er sich an den Menschenrechtsberatungsservice für Ausländer wenden. Wer dies tut, sollte allerdings keine allzu hohen Hoffnungen hegen, dass das Justizministerium bei der Bearbeitung einer Beschwerde, auf jeden Fall eine akzeptable Lösung herbeiführt.
Das gilt auch dann, wenn man vor Gericht klagt. Denn die Richter in Japan sind schließlich frei in ihrer Urteilsfindung. Das heißt, ein Richter muss auch einen Verstoß gegen geltendes Menschrecht, die Verfassung oder internationale Gesetzgebung erkennen.
So könnte beispielsweise die Beschwerde gegen einen japanischen Vermieter erfolglos bleiben, selbst wenn dieser einen Ausländer als Mieter ablehnt. Weil immerhin muss bewiesen sein, dass diese Ablehnung rassistisch begründet oder generell diskriminierend war. Denn ein Vermieter hat durchaus das Recht potenzielle Mieter abzulehnen, ohne Gründe zu nennen.
Service-Infos
Telefonischer Menschenrechtsberatungsservice:
Tel.: | 0570-090911 |
Arbeitszeiten: | Wochentags 09:00–17:00 Uhr (Neujahr geschlossen) |
Kosten: | Beratungen sind kostenfrei; es fallen lediglich Telefongebühren an |
Persönliche Beratung in einem Zentrum/Büro:
Arbeitszeiten: | Wochentags 09:00–17:00 Uhr (Neujahr geschlossen) |
Adressen: | Liste der Zentren und Büros (auf Englisch) |
Tel.: | Nummern nach Regionen u. Präfekturen (auf Japanisch) |
Link: | mehr detaillierte Infos auf der Website des Justizministeriums |
Quellen
法務省:「外国人のための人権相談」、2024年2月20日。