Gesundheit und Hygiene

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Gesundheit und Hygiene in Japan

Gesundheit und Hygiene hängen voneinander ab. Für beide gilt in Japan ein mit Deutschland vergleichbar hoher Standard. Dabei sind einige Aspekte der Hygiene in Japan auch Teil der Kultur, wenn man z. B. an den Schintoismus oder Buddhismus denkt. Im japanischen shintō-Kult sind besonders die Reinheitsgebote wichtig. Diese haben teils auch Einfluss auf die heutigen Umgangsformen. Hingegen ist die ausgesprochene Vorliebe der Japaner für das Baden eher buddhistisch beeinflusst.
Z. B. gilt Körperhygiene in Japan als selbstverständlich, weil niemand andere mit unangenehmen Gerüchen belästigen will. Hierzu zählen übrigens auch starkes Parfüm, Deo oder Aftershave! Daher lieber dezente Düfte wählen oder weniger von den starken auftragen.

Impfschutz

Bei Gesundheit und Hygiene denkt man nicht immer gleich an den eigenen, aktiven Schutz. Vor einem Aufenthalt in Japan gibt es jedoch einige Impfungen (Abb. 1), die Reisende oder Personen, die sich dort länger aufhalten werden, überlegen sollten. Hierzu hat das Robert-Koch-Institut (RKI) bestimmte Empfehlungen.

Abbildung einer Impfung, Sinnbild für Gesundheit und Hygiene
Abb. 1: MMR und FSME Impfung machen Sinn. Bild: Katja Fuhlert auf Pixabay, Public Domain.

Bei Reisen nach Japan

Das RKI empfiehlt vor Japanaufenthalten sich gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Influenza impfen zu lassen. Allerdings sind das Impfungen, die auch in Europa nicht unüblich sind, wie z. B. Tetanus.
Darüber hinaus rät das RKI besonders Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sich gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR-Dreifachimpfung) immunisieren zu lassen. Weil in Japan wurde 1993 auf Weisung der Gesundheitsbehörde das MMR-Impfprogramm eingestellt, da man annahm, der Impfstoff verursache Autismus bei Kleinkindern. Dies ist aber längst widerlegt, da eine japanische Studie bewiesen hatte, dass es seitdem sogar mehr Fälle von Autismus gab. Denn der japanische Impfstoffhersteller nutzte damals abgelaufene und deshalb unwirksame Seren. Folglich erkrankten manche Kinder, was möglicherweise erst zum Autismus führte. Erst seit 2005 wird wieder gegen Masern und Röteln geimpft. Seit 1993 gab es daher immer wieder Masern-Epidemien, die auch bei Erwachsenen gesundheitliche Komplikationen hervorrufen können.

Bei Langzeitafenthalten

Bei längeren Aufenthalten ist ein Impfschutz gegen Hepatitis A und B und besonders für Südjapan gegen die japanische Enzephalitis sinnvoll. Seuchen kommen in Japan an sich nicht mehr vor, aber hochansteckende Erreger kommen dennoch mit Flugpassagieren auch nach Japan. Viele der ansteckenden Krankheiten sind durch staatliche Impfungen ansonsten fast ausgerottet. Temporär und regional stark eingegrenzt traten in Tōkyō 2014 vereinzelte Fälle von Dengue auf, einer grippeähnlichen Virusinfektion, die von Mücken übertragen wird. Auch Fälle von Enzephalitis kommen vor.
Generell ist das Mitführen einer Internationalen Bescheinigung über Impfungen (Abb. 2) zu empfehlen, weil hier für den Notfall auch weitere Informationen eingetragen sind (z. B. die Blutgruppe, Rhesusfaktor usw.).

Abbildung eines internationalen Impfpasses
Abb. 2: Der internationale Impfpass – nützlich auf Reisen und bei Auslandsaufenthalten. Bild: © Marko Matijević, nippon-Info.de, 2024.

Corona-Impfungen

Seit dem 29. April 2023 gibt es an den Grenzen Japans weder eine Kontrolle noch eine Nachweispflicht einer 3-fachen Corona-Impfung oder eines negativen PCR-Tests. Allerdings raten die japanischen Behörden einreisenden Ausländern zur Immunisierung, da eine Ansteckung mit dem Coronavirus in Japan nicht ausgeschlossen werden kann. Informationen zur aktuellen Corona-Lage in Japan gibt es hier.

Mücken und Zecken

Im Sommer ist (chemischer) Schutz vor Mücken die einzig wirksame Maßnahme. Das von den Mücken (Abb. 3) in Japan übertragene Dengue-Fieber ist seit langem nicht mehr vorgekommen. In den Großstädten sind die Plagegeister eh seltener als auf dem Land. Allerdings gibt es gegen das Dengue-Virus seit 2015 auch einen Impfstoff.
Wer sich in ländlichen Gegenden des Landes aufhält und Streifzüge durch die Natur unternimmt, sollte sich vor Zecken schützen, die Überträger der Borreliose und der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis, en. tick-borne encephalitis, TBE) sind. Weil gegen die Borreliose gibt es keine Prophylaxe oder Impfung, nur gegen FSME. Schutz vor Zecken erreicht man auch durch entsprechende Kleidung, chemische Abwehrmittel und Körperhygiene.

Gesundheit und Hygiene in Japan – die Tigermücke als Überträger des Dengue-Virus
Abb. 3: Die Tigermücke kann das Dengue-Virus übertragen und kommt in Japan vor. Bild: WikiImages auf Pixabay, Public Domain.

Infektionsschutz

Auch das Vogelgrippevirus ist seinerzeit in Japan aufgetreten, jedoch ohne signifikante Folgen für die Bevölkerung. Weil Japaner sich generell weniger untereinander berühren, werden viele Infekte seltener weitergegeben. Zudem halten sie, wenn möglich, einen respektvollen Abstand zueinander und tragen bei infektionsbedingten Atemwegserkrankungen einen Mundschutz. Bei ernsteren Erkrankungen bleiben Sie zu Hause, meiden den Kontakt mit anderen oder suchen einen Arzt oder ein Krankenhaus auf. Dadurch stellen ansteckende Viruserkrankungen in der Regel keine wirkliche Bedrohung dar. Somit ist Hygiene Teil der Kultur.

Lebensmittelsicherheit

Da in Japan strenge Gesetze zur Einhaltung der Gesundheit und Hygiene gelten, ist die Qualität und Unbedenklichkeit bei Lebensmitteln sichergestellt. Daher ist die Ansteckung z. B. mit Hepatitis durch verunreinigtes Wasser oder Nahrung eher unwahrscheinlich. Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist in Japan die Gefahr einer Ansteckung z. B. mit Hepatitis des Typs A sehr gering und des Typs B sowie C mittel bis gering.

Gemüse und Obst

Gemüse und Obst unterliegen in Japan hohen Qualitätsstandards. Zudem ist vieles davon inzwischen Bio-Qualität. Fauliges oder beschädigtes Gemüse (Abb. 4) und Obst wird aussortiert und kommt nicht in den Verkauf, weil die japanischen Kunden diesbezüglich sehr wählerisch sind. Manches Gemüse oder Obst wird sogar aufwendig von Hand gepflegt, vor Ungeziefer geschützt und geerntet, damit es nicht beschädigt oder angefressen wird. Das erklärt dann auch die vergleichsweise deutlich höheren Preise für Gemüse und besonders Obst.

Abbildung japanischen Rettichs
Abb. 4: Makelloses Gemüse, wie hier der Rettich (daikon 大根). Bild: マサコ アーント auf Pixabay, Public Domain.

Fisch und Fleisch

Neben Fisch, essen die Japaner auch gerne Fleisch. Meeresfrüchte und Fisch, z. B. als sashimi (roh, Abb. 5), sind meistens im Vergleich noch immer günstiger als manches Rind- oder Schweinefleisch, besonders das Kōbe-gyū (Rindfleisch aus Kōbe, Abb. 6), weil die Produktionskosten höher sind. Hingegen ist Hühnerfleisch, z. B. als karaage (in Panade frittiert, Abb. 7), sehr beliebt und preiswerter als Rind oder Schwein.
Jedenfalls gelten auch hier hohe Standards an die Qualität. Zudem sind sie als sichere Lebensmittel zu betrachten, denn auch hier wird auf Schadstoffe und je nach Zucht- oder Fanggebiet auch auf Strahlenbelastung geprüft. Und in Japan sind die Grenzwerte für Schadstoffe oder die Strahlungsbelastung niedriger angesetzt, als in manchen westlichen Ländern.

Trinkwasser

Das wohl wichtigste Lebensmittel, das Trinkwasser, ist in Japan ebenfalls sauber und unbedenklich. Zudem wird es behördlich überwacht. Ob aus dem Wasserhahn, Flaschen oder öffentlichen Ausgabestellen (Abb. 8), das macht keinen Unterschied. In den Bergregionen entspringen viele Quellen, die sehr sauberes Wasser liefern. Trotzdem kann es in Großstädten mal vorkommen, dass dem Leitungswasser minimale Mengen an Chlor beigesetzt werden. Dies kann möglicherweise den Geschmack beeinflussen. Die Trinkwasserqualität Japans ist aber generell mit der Deutschlands vergleichbar.

Abbildung eines temizuya als Sinnbild für Trinkwasser
Abb. 8: Trinkwasser, wie in einem temizuya zur rituellen Reinigung in einem Schrein, ist unbedenklich. Bild: nlamtouch auf Pixabay, Public Domain.

PFAS in Trinkwasser

Im Dezember 2024 berichteten japanische Medien davon, dass im Trinkwasser von 44 Versorgungsbetrieben per- und polyfluorierte Chemikalien nachgewiesen wurden. Diese Stoffe gelten als potenziell gefährlich, weil sie sich im Körper von Menschen und Tieren anreichern. Dort kann es zur Schädigung von Schilddrüse, Nieren, Leber und Herz kommen.
Dies klingt zwar beunruhigend, allerdings sind nur 44 von landesweit 2.000 Versorgern betroffen.
In Japan gilt seit 2023 ein Grenzwert von 3 Nanogramm/Liter (ng/l). Dieser wurde jedoch nur an wenigen Orten im hohen Maße überschritten. Interessanterweise sind bedenklich erhöhte Werte auf Stützpunkten der japanischen Streitkräfte ( bis zu 1.500 ng/l) und in einem Gefängnis in Tōkyō (204 ng/l)gemessen worden1.

Gastronomie und Handel

Wenn es nur um die Hygiene gastronomischer Betriebe geht, gibt es natürlich Ausnahmen. Deswegen kann man sich einen ersten Eindruck von Restaurants oder izakaya (traditionellen Gaststätten) machen, bevor man sich setzt oder einen Platz zugewiesen bekommt. Wo allerdings viele Menschen hingehen, wird es in der Regel gutes Essen und ein hygienisches Ambiente geben.
Die in Supermärkten in Kühlregalen ausgestellten und abgepackten und verzehrfertigen Lebensmittel sind ebenfalls unbedenklich. Denn sie sind gewöhnlich Frischware (siehe Ablaufdatum, 賞味期限 shōmi-kigen). Gleiches gilt für frisch zubereitete Speisen, die tagesfrisch in Holz- oder Kunststoffboxen abgepackt und verkauft werden, wie z. B. die bentō (Reiseproviant, Abb. 9) in Bahnhofsgeschäften.

Abbildung eines bentō, wie es an japanischen Bahnhöfen zu kriegen ist
Abb. 9: Ein typisches bentō 弁当, wie in Bahnhofsläden angeboten. Bidl: 宏和東和 auf Pixabay, Public Domain.

Streetfood

Sogar die auf den ersten Blick nicht ganz so einladend wirkenden yataimise (w. überdachter Verkaufsstand, Abb. 10) auf den Bürgersteigen sind i. d. R. sauber. Sonst würden wohl kaum die vielen Pendler mit Kollegen an manchen Abenden noch schnell bei diesen vorbeischauen, um Gegrilltes und Bier zu sich zu nehmen. Diese Art Streetfood ist in Japan populär.
Andere Stände im offenen Straßenverkauf, wie sie bei den vielen Tempel- oder Schreinfesten üblich sind, verkaufen i. d. R. unbedenkliche Speisen. Gleiches gilt für die Fertiggerichte sowie warme und kalte Getränke aus den zahllosen Verkaufsautomaten.

Offener Imbissstands – kein Problem für Gesundheit und Hygiene in Japan
Abb. 10: Die schnelle Nudelsuppe für den Hunger zwischendurch. Offene Imbissstände und Streetfood stellen in Japan kein Problem für Gesundheit und Hygiene dar. Bild: Abdulla Binmassam auf Pixabay, Public Domain.

Produkte aus Fukushima

Zwar gibt es eine gewisse Angst vor Agrarprodukten aus der Präfektur Fukushima und der Tōhoku-Region, aber um Standards der Gesundheit und Hygiene zu erhalten, sind auch hier die Kontrollen inzwischen recht streng. Es gab Versuche Reis und Gemüse aus der Präfektur Fukushima und den angrenzenden Gebieten unter falschem Herkunftsnachweis in den Handel zu bringen, was aber aufflog. Die Behörden nahmen die betroffenen Lebensmittel vom Markt und achten seit dem Atomunfall darauf, dass keine kontaminierten Produkte in den Handel kommen. Das gilt auch für Fisch und Meeresfrüchte aus dem Gebiet um das 2011 havarierte Atomkraftwerk.
Man kann natürlich immer nach der Herkunft von Lebensmitteln fragen, jedoch muss man hier auf die Aufrichtigkeit der Händler vertrauen. Es muss klar gesagt werden, dass Lebensmittel aus anderen Präfekturen um Fukushima nicht partout verstrahlt und daher ungenießbar sind. Der Verzehr von Lebensmitteln aus diesen Landesteilen stellt also kein Problem dar, wenn sie durch die Kontrollen kommen.

Quellen

  1. Vgl. Japan Times: High levels of PFAS found in water from 44 private suppliers across Japan; 24.12.2024. ↩︎