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U-Bahnen in Japan
Die erste U-Bahn, auf Japanisch als chikatetsu (地下鉄) oder Metro bezeichnet, wurde im Dezember 1927 in Tōkyō eröffnet. Zuerst bestand sie aus nur einer einzigen Linie von 2,2 km länge zwischen den Stadtteilen Ueno und Asakusa. Die Idee hierzu hatte Gotō Shimpei, Mediziner, Staatsmann und Förderer der Modernisierung mit Eisenbahnerfahrung, der zwischen 1920 und 1923 Bürgermeister der Stadt war[1].
Die U-Bahnlinien, die heute in Tōkyō existieren, sowie die anderer japanischer Städte, sind mehrheitlich erst nach 1945 entstanden. Aufgrund des rapiden Bevölkerungswachstums in bestimmten Großstädten, sowie der Notwendigkeit, Pendler aus den Randgebieten schnell in die Stadtzentren zu befördern. Also musste das unterirdische Netzwerk ausgebaut werden. Weil in den sehr dicht besiedelten Großstädten ist kaum mehr Platz vorhanden, um weitere Schienen überirdisch zu verlegen. Nur im Bereich der Vorstädte fahren sie auch mal am Tageslicht (Abb. 1).
Wie wichtig sie als Verkehrsmittel sind, dass zeigen die Fahrgastzahlen. 1991 beförderten die damals 12 U-Bahnlinien in Tōkyō über 8 Mio. Passagiere/Tag[2]. Und 2016 nutzten bereits über 11,8 Mio./Tag 13 Linien[3].
U-Bahn oder S-Bahn?
Was bringt einen eher ans Ziel: U-Bahn oder S-Bahn? Eine Frage, die sich z. B. in Tōkyō eher selten stellt. Weil hier ist das Liniennetzwerk der Untergrundbahnen annähernd so weitläufig wie das der überirdischen S-Bahnen. Denn U- und S-Bahnen stehen nicht in direkter Konkurrenz zueinander. Vielmehr ergänzen sie sich, weil die U-Bahnen Bereiche in der Metropole anfahren, wo es teils keine Stationen der JR (Japan Railways) S-Bahnen gibt. Allerdings sind besonders stark frequentierte Stationen, wie z. B. Verkehrsknotenpunkte, für beide gleichermaßen wichtig. Deshalb gibt es an solchen JR S-Bahnstationen stets auch U-Bahnsteige.
Neben Japans Metropolen Tōkyō, Nagoya und Ōsaka (siehe Netzpläne), gibt es U-Bahnen ebenso in anderen Großstädte. Das sind Sapporo, Sendai, Chiba, Yokohama, Kyōto, Kōbe und Fukuoka (siehe Links). In den zuletzt genannten Großstädten können die U-Bahnstreckennetze tatsächlich weitläufiger und zahlreicher sein, als die der S-Bahnen.
U-Bahnstationen
U-Bahnstationen (Abb. 4) sind oft weniger offensichtlich wie die überirdischen Stationen und Bahnhöfe der JR. Kein Wunder, weil sie ja unter der Erde angelegt sind. Den Eingang zu einer U-Bahn zu finden ist jedoch nicht schwer. Denn in den Städten können Treppen direkt vom Bürgersteig zur U-Bahnstation führen. Es kommt auch vor, dass ein Eingang sich in einem öffentlichen Gebäude befindet. Solche Eingänge sind alle mit dem großen Logo der jeweiligen U-Bahn gekennzeichnet. Ebenso weisen bereits die Eingangsschilder auf die hier haltenden Linien hin. Wer sich dennoch nicht sicher ist, findet die Stationen auf guten Stadtplänen markiert. Oder findet diese auch in digitalen Karten per Smartphone und Internet.
Der Zugang zu den privaten U-Bahnlinien ist in den Umsteigebahnhöfen der JR durch Schilder ausgewiesen.
Nützliche Tipps
Die Nutzung der U-Bahnen, die meist private Unternehmen sind und nicht zu einer der JR Gesellschaften gehören, funktioniert ähnlich wie bei den S-Bahnlinien der JR. Das heißt, vom Kauf eines Fahrscheins bis zur Ankunft am Ziel unternimmt man die gleichen Schritte. Es kann in seltenen Fällen zu Abweichungen kommen.
Wenn man von einer JR S-Bahn in eine U-Bahn umsteigen möchte, wird ein neuer Fahrschein fällig. Ohnehin kann man die Bahnsteige der Untergrundbahnen nur durch eine Vereinzelungsanlage (automat. Zugangssperre) erreichen, in deren Bereich sich aber die Fahrscheinautomaten des Betreibers befinden. Hier können Einzelfahrscheine oder Tagestickets gekauft werden. Alternativ können auch IC Karten als Fahrscheinersatz genutzt werden. Denn i. d. R. können die IC Karten auch für Fahrten mit den U-Bahnen verwendet werden.
Sicherheit
Über die Jahre kam es in S-Bahn- und U-Bahnzügen immer wieder zu Belästigungen weiblicher Fahrgäste durch Männer. Z. B. handelte es sich um verbale Anzüglichkeiten, Aufnahmen mit der Kamera des Smartphones unter Röcken oder unsittliche Berührungen, die zur Anzeige gebracht wurden. Oft sind es ältere und oder alkoholisierte “Herren”, die sich das erlauben. In Japan nennt man diese chikan 痴漢 (dumme Person/Idiot). Der Gesetzgeber hat daher den Einbau von Überwachungskameras in Verkehrsmitteln des ÖPNV angeordnet. Inzwischen bieten die U-Bahngesellschaften auch gesonderte Wagons nur für Frauen an. Frauen, die sich von männlichen Blicken eher belästigt fühlen, fahren hier ungestört (Abb. 3).
Außerdem verfügen viele Stationen Sperren am Bahnsteigrand. Diese sollen un- sowie absichtliche Stürze auf die Gleise verhindern (Abb. 4).
Betriebszeiten der U-Bahnen
Die meisten Untergrundbahnen verkehren wie die JR S-Bahnen. Das heißt, dass sie sieben Tage die Woche verfügbar sind. Allerdings sind die täglichen Betriebsstunden begrenzt. Sie liegen zwischen 05:00 Uhr und 00:00 Uhr. An Wochenenden kann auch die Taktung (Häufigkeit an Zügen) geringer sein. Hierzu gibt es Fahrpläne, die darüber Auskunft geben.
Stoßzeiten bei U-Bahnen
Außerdem sollte man in den Großstädten die Stoßzeiten meiden! Vor allem dann, wenn man engsten Körperkontakt in übervollen Zügen nicht mag. Weil die U-Bahnen Mo. – Fr. zwischen ca. 07:00 und 09:00 Uhr sowie 17:00 und 19:00 Uhr doch recht voll sind. Nur außerhalb dieser Zeiten geht es entspannt zu (Abb. 5). Da es während der Stoßzeiten bei den überirdischen S-Bahnen nicht anders ist, hat man hier wohl eher die Qual als die Wahl. Es sei denn, dass man schon davor oder erst danach mit der U-Bahn fährt. Alternativ kommen auch Busse oder gar Taxis in Frage. Wobei die Taxis die teuerste Alternative sind.
Noch Fragen?
Mehr über Liniennetze, Fahrplänen, Beförderungsbestimmungen und Fahrpreise von Untergrundbahnen in Metropolregionen und Großstädte, gibt es hier nachzuschauen:
Quellen
[1] Vgl. Kodansha (Hg.): Gotō Shimpei. Japan – An Illustrated Encyclopedia, Vol. 1 (A – L), 1st Edition, Kodansha Publishing, Tokyo & New York 1993, S. 470.
[2] Vgl. Kodansha (Hg.): Subway. Japan – An Illustrated Encyclopedia, Vol. 2 (M – Z), 1st Edition, Kodansha Publishing, Tokyo & New York 1993, S. 1463. Vgl. Ders.: Transportation. Vol. 2 (M – Z), 1993, S. 1622.
[3] Vgl. Phipps, Andrew & Schwandl, Robert: Metros & Trams in Japan. Robert Schwandl Verlag, Berlin, London 2016.
Bildquellen
Abb. 1 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: dpung, 14.09.2015. Public Domain (PD).
Abb. 2 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: FranckinJapan, 21.07.2016. Public Domain (PD).
Abb. 3 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: djedj, 20.09.2020. Public Domain (PD).
Abb. 4 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: djedj, 13.092020. Public Domain (PD).
Abb. 5 Bildquelle: pixabay.com; Bildautor: moritzklassen, 25.07.2016. Public Domain (PD).